STUTTGART. Die Asylkrise belastet die deutschen Kommunen stärker, als bislang angenommen. Nach einer Umfrage von Ernst & Young rechnen 40 Prozent von ihnen mit zusätzlichen Schulden im kommenden Jahr. 15 Prozent wollen die Steuern und Abgaben erhöhen.
Die Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young hat im Oktober Vertreter von 300 Kommunen zu Asylkrise befragt. Die Städte und Gemeinden bereiten sich auf einen anhaltenden Zustrom von Asylbewerbern vor. Bis zum Jahresende werden noch 382.000 Personen erwartet. Insgesamt entspräche diese Schätzung 868.000 Asylbewerbern im laufenden Jahr. Daher rechnen 42 Kommunen sogar damit, in diesem Jahr mindestens weitere 1.000 Ausländer aufnehmen zu müssen.
Gemessen an den aktuell vorhandenen Kapazitäten von 496.000 Unterbringungsplätzen fehlen ihnen jedoch 372.000. Unter den ausgesuchten Bundesländern – Stadtstaaten wurden nicht berücksichtigt – ist in Niedersachen das Mißverhältnis zwischen freien Plätzen (42.000) und benötigten Plätzen (160.000) besonders groß.
Acht Prozent aller Kommunen mieten Hotels an
Für 2016 rechnen 40 Prozent aller Kommunen mit neuen Schulden, unter anderem um die Unterbringung bewerkstelligen zu können. In westdeutschen Kommunen trifft dies sogar auf 44 Prozent zu, in den östlichen Bundesländern nur auf 15 Prozent. Die Summe aller neuen Schulden für die Asylbewerber allein in den Kommunen beläuft sich nach dieser Schätzung auf 1,2 Milliarden Euro. 15 Prozent aller Städte und Gemeinden planen daher oder praktizieren bereits eine Erhöhung vom Steuern und Gebühren.
Als größte Kostentreiber haben die befragten Kommunen Sprachkurse (12,9 Prozent) und Gesundheitskosten (12,6 Prozent) identifiziert. Aber auch die Unterbringung ist teuer. So sind derzeit nach der Hochrechnung 23.000 Personen von deutschen Kommunen in Hotels untergebracht. Acht Prozent aller Kommunen geben an, Hotels für Asylbewerber angemietet zu haben. (rg)
Die 25seitige Studie von Ernst & Young „Flüchtlingszustrom: Herausforderung für deutsche Kommunen“ kann hier heruntergeladen werden (PDF).