ROSTOCK. Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen erwartet wegen der Asylkrise „massive Steuererhöhungen“. Die Sozialsysteme seien nicht auf die hohe Zahl der nach Deutschland kommenden Asylsuchenden vorbereitet. Bereits jetzt gebe es Hunderttausende schlecht ausgebildete Arbeitslose in der Bundesrepublik.
„Es kommen jetzt bis zu 1,5 Millionen Menschen dazu, von denen etwa 70 Prozent ebenfalls unqualifiziert sind“, sagte Raffelhüschen nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa auf einer Tagung in Rostock. Deutschland sei „das einzige Einwanderungsland der Welt ohne Regeln“. Eine Vorgabe müsse lauten: „Zuwanderung gerne, aber bitte in den Arbeitsmarkt.“
Kosten von 45 Milliarden Euro im Jahr
Bereits seit Jahrzehnten sei klar, daß Einwanderung gesteuert werden müsse, „aber da traut sich keiner, weil Steuerung etwas mit Selektion zu tun hat“, betonte der Professor für Finanzwissenschaft.
Auch Matthias Lücke vom Kieler Institut für Weltwirtschaft rechnet infolge der Flüchtlingskrise mit zusätzlichen Belastungen für die Steuerzahler. Diese seien „mittelfristig wahrscheinlich“, sagte er auf dem weltwirtschaftlichen Symposium in Kiel, das am Mittwoch zu Ende ging. Die jährlichen Kosten für Deutschland beliefen sich auf 45 Milliarden Euro. Die Zahlen setzten jedoch voraus, daß Asylbewerber nach drei Jahren in den Arbeitsmarkt integriert werden. (fl)