KÖLN. Die Stadt Köln hat angekündigt, den Einfluß türkischer rechtsextremer Organisationen auf türkische Jugendliche zu untersuchen. Ein entsprechender Auftrag solle an die Kölner Universität vergeben werden. Zuvor gab es eine heftige Kontroverse um das sozialwissenschaftliche Projekt, welches unter anderem den Einfluß der nationalistischen Grauen Wölfe in Deutschland erfassen soll.
Es wäre besser, die Studie nicht durchzuführen, warnte der Vorsitzende des Integrationsrates, Tayfun Keltek (SPD). Sie würde sich lediglich mit einem „Phantom“ beschäftigen, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Durch Beitritte in diverse Parteien oder Gremien versuchen die Grauen Wölfe Einfluss zu gewinnen“, hieß es dagegen 2010 in einer Voruntersuchung der Universität. Vor allem die Christdemokraten scheinen von diesem Marsch durch die Institutionen betroffen zu sein.
„Sich mit jeder Form von Rechtsextremismus beschäftigen“
Auch die Vertreter ethnischer Minderheiten in der Türkei warnten vor einer Verharmlosung des türkischen Rechtsextremismus. „Feindbilder türkischer Nationalisten sind eine deutsche Realität“, heißt es in einem offenen Brief alevitischer, kurdischer, aramäischer und armenischer Vereine an den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD).
Es sei völlig unangebracht, appellierten die Einwanderervereine, aufgrund der mutmaßlichen Mordserie deutscher Rechtsextremisten auf die Studie verzichten zu wollen. „Eine verantwortungsvolle Verwaltung hat sich mit jeder Form von Rechtsextremismus zu beschäftigen.“
Wann mit der empirischen Erhebung begonnen werden kann, ist allerdings noch unklar. Ein Antrag der CDU im Verwaltungsausschuß, die Studie noch dieses Jahr abschließen zu können, ist gescheitert. Dreiviertel der Gesamtkosten der rund vierzigtausend Euro sollen vom Land, der Rest von der Stadt Köln getragen werden. Der türkische Nationalchauvinismus geht von einer natürlichen Überlegenheit der Turkvölker aus, die sich zu einem Reich vereinigen sollen. (FA)