BERLIN. Die Deutschen stehen der Europäischen Union zunehmend skeptisch gegenüber. 49 Prozent gaben in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid an, ihnen würde es ohne die EU besser gehen. Nur 29 Prozent glauben das Gegenteil. Knapp 66 Prozent zeigten sich überzeugt, die Einführung des Euros habe eher Nachteile mit sich gebracht.
Etwa die Hälfte ist der Meinung, die Europäische Union habe zu einer stärkeren sozialen Unsicherheit geführt. Eine gleich große Anzahl glaubt, es gelinge Brüssel nicht, eine richtige Mischung aus Marktwirtschaft und sozialer Verantwortung zu schaffen. Diese Meinung werde besonders von sozial schwachen vertreten, teilte die Bertelsmann-Stiftung mit, die die Umfrage in Auftrag gegeben hatte.
Bertelsmann-Stiftung tief besorgt
Damit stehen die Deutschen im Gegensatz zu ihren europäischen Nachbarn. So glaubt eine Mehrheit der befragten Polen und Franzosen, die EU habe ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt gestärkt und die soziale Sicherheit vorangetrieben. Deutliche Unterschiede gab es bei der Frage nach einer „europäischen Identität“. An deren Existenz glauben zwar 66 Prozent der Polen und 44 Prozent der Deutschen, jedoch nur 26 Prozent der Franzosen.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann-Stiftung, Aart De Geus, sind die Zahlen ein Alarmsignal: „So schlecht haben die Menschen die EU und den Euro insbesondere in Deutschland noch nie beurteilt.“ Für immer mehr Deutsche und andere Europäer verschwinde die EU und der Euro als Hoffnungsanker für wirtschaftlichen Wohlstand und Stabilität, warnte De Geus. Die politische Führung sei nun aufgefordert, für die „Vereinigten Staaten von Europa“ ein Wirtschafts-, Politik- und Sozialmodell zu präsentieren. (ho)