MAGDEBURG. Der evangelische Gemeindehilfsbund hat gegen das Zusammenleben von homosexuellen Partnern in Pfarrhäusern protestiert, wie es die Evangelische Kirche seit einem Jahr in Deutschland erlaubt. 13.000 Unterschriften wurden während der Synode der EKD in Magdeburg am Dienstag den beiden Vizepräsides, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) und dem Oberkirchenrat Klaus Eberl übergeben.
Hintergrund ist das neue Pfarrdienstgesetz, welches am 10. November 2010 beschlossen wurde. Dieses erlaubt den Landeskirchen, Pfarrhäuser auch Geistlichen zur Verfügung zu stellen, die in homosexuellen Lebensgemeinschaften zusammenleben. Die Bedingung ist lediglich, daß sie eine rechtlich eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen sind.
Die stillschweigende Akzeptanz von Homosexualität stehe aber im Widerspruch zum göttlichen Gebot, beklagte der Geschäftsführer des Gemeindehilfsbunds, Johann Hesse, gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur idea. Wie Pastor Jens Motschmann klarstellte, habe der Rat der EKD noch 1996 in der Orientierungshilfe „Mit Spannungen leben“ ein homosexuelles Zusammenleben als nicht dem Willen Gottes entsprechend bezeichnet.
Motschmann: EKD beugt sich dem Zeitgeist
In dieser Handreichung hieß es: „Bei den hier zu treffenden Einzelfallentscheidungen, bei denen sich Kirchenleitungen an dem zu orientieren haben, was für die Erfüllung des kirchlichen Auftrags notwendig und gut ist, sprechen deshalb insgesamt betrachtet viele Argumente gegen eine Zulassung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften in Pfarrhäusern.“
Ihre jetzige Position habe die EKD „nicht aufgrund irgendwelcher neuen Erkenntnisse, sondern allein im Nachgeben gegenüber dem gewachsenen Druck des Zeitgeistes“ geändert, so Motschmann. Der sächsische Diakon Wolfhart Neumann betonte, daß vor allem engagierte Christen aus den Kerngemeinden das Papier mit dem Titel „Für eine glaubwürdige, biblisch orientierte Amtsführung im evangelischen Pfarrdienst“ unterschrieben haben:
„Wenn diese Menschen merken, dass die Kirche den Boden der Heiligen Schrift verlässt, werden sie sich wahrscheinlich nicht mehr in gewohntem Maße einbringen oder sich eine neue geistliche Heimat suchen.“ Die Unterschriften wurden binnen eines halben Jahres gesammelt.
Beckstein: Im Einzelfall entscheiden
Beckstein bezeichnete das Pfarrdienstgesetz als „mühsam errungenen Kompromiss“. Über das Zusammenleben homosexueller Pfarrer im Pfarrhaus solle jede Kirche im Einzelfall entscheiden. Er persönlich zeigte sich mit der Regelung der bayerischen Landeskirche nicht zufrieden, das Zusammenleben generell zuzulassen.
Eberl zeigte sich besorgt um die Situation von homosexuellen Priestern. Er glaube nicht, daß sich diese ihre Orientierung ausgesucht hätten: „Das ist doch keine freie Entscheidung.“ Es sei aber nicht hinzunehmen, wenn Menschen ihre Sexualität wegen der Bedingungen, in denen sie leben und arbeiten, verheimlichen müßten. „Das sage ich vor allem als Seelsorger“. (idea/FA)