BERLIN. Der Vorsitzende der Marine-Offizier-Vereinigung, Konteradmiral a. D. Klaus-Peter Hirtz, hat die Rehabilitierung des abgesetzten „Gorch Fock“-Kommandanten Norbert Schatz gefordert. „Sollte sich das Ergebnis des Untersuchungsberichts so darstellen, wie es derzeit von der Presse berichtet wird, muß Kapitän Schatz wieder eingesetzt werden“, sagte Hirtz der JUNGEN FREIHEIT.
Er habe allerdings die Hoffung, daß durch den Rücktritt Karl-Theodor zu Guttenbergs (CSU) als Verteidigungsminister die Chance auf eine Rehabilitierung Schatz’ gestiegen sei. Schließlich sei der neue Minister, Thomas de Maizière (CDU), nicht für die offenbar vorschnell vorgenommene Absetzung verantwortlich.
Verletzung der Fürsorgepflicht
In dem Vorgang könne durchaus eine Verletzung der Fürsorgepflicht gegenüber Schatz gesehen werden, kritisierte der ehemalige Dozent der Führungsakademie der Bundeswehr. Hinzu komme, daß auch bei einer umfassenden Rehabilitierung des suspendierten „Gorch Fock“-Kommandanten dessen Ruf wohl nicht wieder vollständig hergestellt werden könne.
„Man wird aufgrund der Skandalisierung in den Medien, allen voran der Berichterstattung der Bild-Zeitung, den Namen von Kapitän Schatz auch immer mit dem Tod der Kadettin und den angeblichen Skandalen auf der ‘Gorch Fock’ in Verbindung bringen. Gerade deswegen hätten einige Journalisten bei ihrer Berichterstattung mehr Sorgfalt walten lassen müssen“, sagte der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft aktiver und ehemaliger Marineoffiziere. Er jedenfalls habe Schatz in seiner Zeit an der Führungsakademie als „ruhigen, klar abwägenden aber auch sehr menschlichen Offizier“ kennengelernt.
Guttenberg hatte Schatz Ende Januar von seinem Kommando entbunden, nachdem die Bild-Zeitung im Zusammenhang mit einer im vergangenen November an Bord des Segelschulschiffs tödlich verunglückten Kadettin über angeblich unhaltbare Zustände auf der „Gorch Fock“ berichtet hatte. Eine eingesetzte Untersuchungskommission kam laut der Financial Times Deutschland jedoch zum Ergebnis, daß die Vorwürfe gegen Schatz sich „zum großen Teil als nicht haltbar“ erwiesen hätten.
Schärfere Auswahl der Kadetten
Zur Zukunft der „Gorch Fock“ sagte Hirtz, er hoffe, daß der Dreimaster auch weiterhin als Ausbildungsschiff der Marine dienen werde: „Ich halte den Einsatz auf diesem Schiff für notwendig, gerade um die Kadetten an die Gewalten der Meere zu gewöhnen. Hier erhalten die Offiziersanwärter die Erfahrung, die sie als künftige Kommandanten brauchen, um auch in Extremsituationen besonnen zu reagieren.“ Allerdings müsse künftig eine schärfere Auswahl unter den Kadetten getroffen werden. Dies gelte sowohl für die Tauglichkeit zur Borddienstverwendung als auch für das Aufentern in die Tagelage. (krk)