WARSCHAU. Die polnische Arbeitsmarktexpertin Krystyna Iglicka vom „Zentrum für internationale Beziehungen“ hat die Zahl der Polen, die ab Mai auf den deutschen Arbeitsmarkt drängen werden, auf eine Million beziffert. Der Grund: Ab Mai muß Deutschland seinen Arbeitsmarkt für die meisten Osteuropäer öffnen. Eine bislang geltende Übergangsregelung läuft dann aus.
Gegenüber der Internetseite Telepolis sagte Iglicka über ihre Landsleute: „Der Hunger nach Arbeit, nach guten Verdienstmöglichkeiten und einem hohen Lebensstandard ist sehr groß.“ Der polnische Durchschnittlohn liegt bei etwa 800 Euro monatlich. In den ersten Jahren nach der EU-Osterweiterung sind viele Polen nach England und Irland gegangen. 2009 arbeiteten dort rund 700.000 Polen. In Deutschland lebten zum gleichen Zeitpunkt wegen der Zugangsbeschränkungen und der geringeren wirtschaftlichen Prosperität deutlich weniger Polen (ca. 415.000).
Arbeitsagentur wiegelt ab
Inzwischen ist es mit dem Wirtschaftswunder auf den britischen Inseln aber vorbei. Und ab dem 1. Mai gilt für die Einwohner von acht EU-Mitgliedsstaaten die volle Freizügigkeit auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Esten, Letten, Litauer, Polen, Slowaken, Slowenen, Tschechen und Ungarn werden dann nicht mehr durch arbeitsrechtliche Beschränkungen in Form von Formularen, Genehmigungen und Gebühren vom Arbeitsmarkt ferngehalten.
Seit Januar gilt die neue Regelung bereits für Arbeitnehmer, die in der Landwirtschaft tätig sind – ab Mai dann für alle Branchen. Deswegen rechnen vor allem die heimische Bau- und die Landwirtschaft mit Schwierigkeiten. Deutsche Behörden sehen jedoch keinen Grund für Alarmstimmung. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet nur mit 100.000 bis 150.000 neuen Arbeitskräften, die nach Deutschland kommen werden. (rg)