BERLIN. Der Migrationsrat Berlin-Brandenburg hat eine Studie des Berliner Senats zur Jugendgewalt scharf kritisiert. Die Sprecherin des Rates, Nuran Yiĝit, sagte, die Berliner Landesregierung produziere durch die Abfrage der ethnischen Zugehörigkeit „rassistische Weltbilder“, die an das „Blut und Boden“-Konzept „alter Zeiten“ erinnerten.
Diese Identitätspolitik sei längst überholt und entspräche nicht den hybriden Identitäten einer modernen Gesellschaft, warnte Yiĝit, die auch Leiterin des vom Türkischen Bund betriebenen „Antidiskriminierungsnetzwerks Berlin“ ist.
Ein Sprecher der Landeskommission Berlin gegen Gewalt sagte der JUNGEN FREIHEIT, die Ergebnisse der Studie seien noch gar nicht veröffentlicht worden. Dies soll erst am Mittwoch in der Berliner „Werkstatt der Kulturen“ geschehen. Daß der Migrationsrat dabei nicht auf dem Podium mitdiskutieren dürfe, beklagte Yiĝit, sei ein „Armutszeugnis aller Verantwortlichen“.
Studienergebnisse noch gar nicht veröffentlicht
Besonders die Mitarbeit von Christian Pfeiffer, den Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, ärgerte den Migrationsrat. Dieser verbreite „rassistisches Gedankengut“.
Letztlich habe der rot-rote Senat so alle Bemühungen, der „Gruppenbildung entlang der Herkunft entgegenzuwirken“, ad absurdum geführt, sagte die Sprecherin. Auch die Anzahl der Fragen bereitet dem Migrationsrat sorgen. So seien viele Schüler mit den 94 Fragen schlicht überfordert gewesen und hätten das Kreuz irgendwann einfach irgendwohin gesetzt. Zudem seien die Fragebögen danach nicht ausreichend anonymisiert worden. Jedem, der sich auf die Studie berufe, müsse klar sein, daß diese eine „rassistische Grundlage“ habe.
In der Umfrage sollen die Berliner Neuntklässler neben ihrer eigenen Herkunft unter anderem auch Auskunft über den ethnischen Hintergrund von gewalttätigen Mitschülern geben. Dort können die Jugendlichen auswählen, ob die Gewalttäter eine deutsche, russische, jugoslawische, albanische, türkische, libanesische, palästinensische oder eine andere Herkunft hatten. (ho)