„Wir sind Lübecker, wir haben uns gut integriert“, ist Fatima Serap Yilmaz überzeugt, das dürfe aber nicht bedeuten, „daß die Religionsfreiheit eingeschränkt wird“, maßregelt die 40jährige Physiotherapeutin in den Lübecker Nachrichten. Denn genau die sieht die zweifache Mutter, die vor 38 Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam, wegen der „zu seltenen“ Frauenbadezeiten und der Präsenz männlicher Bademeister in den öffentlichen Schwimmbädern gefährdet.
Jetzt hat sie mit Unterstützung vieler Gemeindemitglieder der Lübecker Moscheen eine Initiative gestartet, die ein zusätzliches Hallenbad in der Hansestadt fordert, in der moslemische Frauen ungestört zur Wassergymnastik schreiten können. „Wir zahlen Steuern und Krankenkassen-Beiträge“, begründet sie ihre Unterschriftenaktion. „Es geht hier um Gesundheit, nicht ums Vergnügen.“
Verständnis der Lokalpolitik
Die Lübecker Gleichstellungsbeauftragte Elke Sasse hat „für das Anliegen als solches natürlich Verständnis“. Da aber „die öffentlichen Schwimmbäder sowieso nicht rentabel sind“ und die kommunalen Kassen leer, hält sie es für sinnvoller, „mehr Angebote“ zu schaffen. Dem stimmt Sozialsenator Sven Schindler (SPD) zu und gibt sich ganz salomonisch: „Ich halte es für nachdenkenswert, im gleichen Zeitanteil reine Frauenbadezeit anzubieten, wie der Anteil muslimischer Frauen an der Lübecker Bevölkerung ist.“
JF 5/11