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Bundesbank geht auf Distanz zu Sarrazin

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Thilo Sarrazin: Die Kritik am Vorstandsmitglied der Bundesbank wächst Foto: JF

FRANKFURT/MAIN. Die Deutsche Bundesbank hat sich in einer Stellungnahme von ihrem Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin scharf distanziert. Der ehemalige Berliner Finanzsenator habe sich „mehrfach und nachhaltig provokant geäußert, insbesondere zu Themen der Migration“, hieß es in einer am Montag auf der Internetseite der Bundesbank veröffentlichten Erklärung. Dessen Äußerungen stünden in keinem Zusammenhang mit den Aufgaben der Behörde. Sarrazin gebe nicht die Ansichten des Hauses wieder.

Aufgrund ihrer besonderen Stellung müßten Vorstandsmitglieder der Bundesbank bei politischer Betätigung Mäßigung und Zurückhaltung wahren. Diese Verpflichtung mißachte Sarrazin mit seinen Äußerungen „fortlaufend und in zunehmend schwerwiegendem Maße“, kritisierte der Vorstand der Bundesbank.

Bundesbank will „zeitnah“ über weitere Schritte entscheiden

Man stelle daher fest, daß die Äußerungen Sarrazins dem Ansehen der Institution schadeten. Obwohl diese Äußerungen als persönliche Meinung deklariert seien, würden sie zunehmend der Bundesbank zugerechnet.

Dort aber sei für Diskriminierung kein Platz. Sarrazins „abwertende Äußerungen“ seien geeignet, „den Betriebsfrieden erheblich zu beeinträchtigen, zumal zahlreiche Mitarbeiter über einen „Migrationshintergrund“ verfügten. Der Vorstand der Deutschen Bundesbank werde daher unverzüglich ein Gespräch mit Sarrazin führen, ihn anhören und „zeitnah“ über weitere Schritte entscheiden.

Sarrazin bedauerte unterdessen seine Äußerung über die genetische Identität der Juden. Er habe sich nicht hinreichend präzise ausgedrückt, was zu Irritationen und Mißverständnissen geführt habe, ließ er über seinen Verlag mitteilen.

„These politisch neutral und keinesfalls rassistisch“

„Ich bezog mich mit meiner Äußerung – wegen der Interviewsituation leider verkürzt – auf neuere Forschungen aus den USA. Ich bin kein Genetiker. Aber ich habe zur Kenntnis genommen: Aktuelle Studien legen nahe, daß es in höherem Maße gemeinsame genetische Wurzeln heute lebender Juden gibt, als man bisher für möglich hielt“, sagte Sarrazin.

Damit sei jedoch keinerlei Werturteil verbunden und auch nichts über eine wie auch immer zu verstehende „jüdische Identität“ ausgesagt. Seine These sei politisch neutral und keinesfalls rassistisch gewesen.

Inzwischen wurde auch eine erste Lesung Sarrazins abgesagt. Eine Buchhandlung in Hildesheim, in der der SPD-Politiker am Donnerstag sein Buch vorstellen sollte, strich am Dienstag kurzfristig die Veranstaltung – „aus Sicherheitsgründen“. 

Am Dienstagnachmittag teilte Sarrazins Verlag DVA mit, daß auch das „Haus der Kulturen“ in Berlin eine am 25. September geplante Lesung abgesagt habe. Die Veranstalter hätten deutlich gemacht, sie wollten den ehemaligen Senator nicht zu Gast haben. (krk)

> Dossier zum Fall Sarrazin

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