MÜNCHEN. Im Fall um den niedergestochenen Passauer Polizeichef Alois Mannichl mehren sich die Ungereimtheiten. Nachdem vor kurzem das bayerische Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen hat, berichtet nun die Süddeutsche Zeitung, es gebe vor allem zahlreiche offene Fragen betreffend der Tatwaffe, ein Messer mit zwölf Zentimeter langer Klinge, das aus dem Haushalt des Opfers stammt.
Es soll auf dem Fensterbrett vor dem Eingang zum Haus Mannichls gelegen haben. Der Polizeichef hatte ausgesagt, er habe die Hand des Täters mit dem Messer noch mit beiden Händen erfassen und nach unten drücken können, bevor dieser auf ihn einstach.
Dennoch seien bislang keine fremden DNA-Spuren auf der Tatwaffe gefunden worden. Ebenso seien keine Wisch- oder Schleifspuren an dem Messer zu entdecken gewesen, was der Fall hätte sein müssen, selbst wenn der Täter Handschuhe getragen hätte. Auch soll der Stich Mannichl nicht, wie anfangs berichtet, knapp neben dem Herzen, sondern zwei Zentimeter unterhalb des Rippenbogens getroffen haben.
Warum ließ der Täter das Messer zurück?
Zudem sei er nicht mit Wucht ausgeführt worden, berichtet die Süddeutsche aus Ärztekreisen. Merkwürdig sei auch, warum der Täter das Messer überhaupt am Tatort zurückließ. Laut einem erfahrenen Ermittler passe in dem Fall irgend etwas nicht zusammen.
Dies mag auch daran liegen, daß bislang als einziger Zeuge nur das Opfer selbst zur Verfügung steht. Mannichl hatte angegeben, der Täter sei etwa 1,90 Meter groß gewesen und glatzköpfig. Zudem habe er sich durch seine Äußerungen wie „Schöne Grüße vom Nationalen Widerstand“ als Rechtsextremist zu erkennen gegeben.
Augrund der Beschreibung des Polizeichefs hatten die Ermittler fast ausschließlich im rechtsextremen Milieu gefahndet. Der Polizei und dem Verfassungsschutz ist jedoch keine Person bekannt, auf die Mannichls Beschreibung passen würde. Dabei verzeichnet sie in ihren Dateien sämtliche Rechtsextremisten mit Bild.
Untypische Ermittlungsweise
Zudem gebe es kein Bekennerschreiben, obwohl die Fahnder sich sicher seien, daß Rechtsterroristen sich mit einer solchen Tat brüsten würden. Darüber hinaus sei es mehr als unwahrscheinlich, daß der Polizei und dem Verfassungsschutz eine solche Gruppe erst nach der Tat bekannt würde. Zu denken gebe auch, daß die Generalbundesanwältin nicht die Ermittlungen an sich gezogen habe, was bei einer rechtsterroristischen Tat mit Sicherheit der Fall gewesen wäre.
Ungewöhnlich mutet laut der Zeitung auch die Ermittlungsweise der Passauer Polizei an. So habe man es versäumt, umgehend das private Umfeld des Opfers aufzuklären, was bei unklaren Tatsituationen Routine sei. Normalerweise ermittle man von innen nach außen – also vom persönlichen Umfeld ausgehend. Mannichls Kinder, die zur Tatzeit nicht zuhause gewesen waren, seien dagegen erst vor wenigen Tagen befragt worden.
Der Polizeichef, der am vergangen Mittwoch seinen Dienst wieder angetreten hatte, erklärte nun, die Ermittlungen könnten noch Wochen und Monate, vielleicht sogar Jahre andauern. Nichtsdestotrotz hatte er bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kurz vor Weihnachten gesagt, er werde sich nicht von Rechtsextremisten einschüchtern lassen und diese auch in Zukunft rigoros bekämpfen.