JAKARTA. In Indonesien führen regionale und kommunale Parlamente zunehmend Vorschriften ein, die sich auf die Scharia berufen. Von den rund 220 Millionen Einwohnern des südostasiatischen Landes sind etwa 80 Prozent Muslime, 16 Prozent Christen, zwei Prozent Hindus sowie jeweils ein Prozent Buddhisten und Angehörige von Stammesreligionen.
Wie der Informationsdienst Compass Direct berichtet, ist die Scharia zwar nur in einer der 32 Provinzen Gesetz, nämlich in Aceh. Doch hätten in 16 Provinzen mehr als 50 Regierungsbezirke Vorschriften eingeführt, die auf dem islamischen Gesetz basieren. So müssen in Padang (West Sumatra) sowohl muslimische wie nicht-muslimische Frauen Kopftuch tragen.
„Einheit in Vielfalt“ wird zur islamischen Kultur
In Tangerang können Frauen, die nach 22 Uhr auf Straßen „herumlungernd“ angetroffen werden, festgenommen und wegen Prostitution angeklagt werden. Andernorts werden schwere Strafen für Ehebruch, Alkoholismus und Glücksspiel verhängt.
Diese Regelungen verstoßen laut Compass Direct gegen die Religionspolitik nach dem Prinzip der „Einheit in Vielfalt“. Die zunehmende Einführung islamischer Gesetze könne im Zusammenhang mit den im Juli anstehenden Präsidentschaftswahlen stehen. Staats- und Regierungschef Susilo Bambang Yudhoyono strebe wahrscheinlich eine Koalition mit mehreren islamischen Parteien an (idea/JF).