DRESDEN. Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) hat die für Mittwoch geplante Veranstaltung zum Karnevalsbeginn abgesagt. Hintergrund ist das für diesen Tag, den 11.11., erwartet Urteil im Prozeß um die im Juli ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini. Orosz sagte, dies sei ihre ganz persönliche Entscheidung gewesen.
Sie könne nicht unbefangen und fröhlich vor die Karnevalisten treten, „während die Richter die Tat in ihrem Urteilsspruch rekonstruieren und nach rechtsstaatlichen Maßstäben bewerten“. Angehörige, Freunde und Landsleute der Ägypterin würden durch das Ende des Prozesses in besonderer Weise an die schrecklichen Ereignisse der Tat erinnert.
Der Präsident des Dresdner Karnevalclubs DDC, Michael Thiele, zeigte laut einer Meldung der Stadt Dresden Verständnis für die Entscheidung der Oberbürgermeisterin. Die fünfte Jahreszeit werde auch in diesem Jahr am 11.11. um 11:11 Uhr beginnen, „nur halt etwas leiser“.
Tat sorgte für Aufsehen in der arabischen Welt
Marwa El-Sherbini war am 1. Juli während eines Prozesses, bei dem sie als Zeugin aufgetreten war, von dem Rußlanddeutschen Alexander W. mit einem Messer durch zahlreiche Stiche ermordet worden. Der 28 Jahre alte Mann war angeklagt gewesen, weil er die schwangere Ägypterin unter anderem als „Islamistin“ und „Terroristin“ beleidigt hatte.
Die Tat, bei der auch der Ehemann El-Sherbinis schwer verletzt worden war, hatte in Deutschland und der arabischen Welt für Aufsehen gesorgt. In Ägypten wurde die junge Frau zur Märtyrerin verklärt, die im Kampf für ihr Kopftuch und ihre Religion gestorben sei. (krk)