BERLIN. Der Stiftungsrat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ hat Manfred Kittel zu deren ersten Direktor bestellt. Das Gremium wählte den an der Universität Regensburg lehrenden Professor für Neuere und Neueste Geschichte mit neun Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der dem Stiftungsrat vorsteht, lobte diese Personalentscheidung. Man habe damit „eine besonders erfahrene Persönlichkeit für diese Aufgabe gewinnen“ können, so Neumann. Mit seiner ausgewiesenen Sachkenntnis und Erfahrung bei der Thematik Flucht und Vertreibung bringe Kittel „die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Aufbau der Dokumentationsstätte mit“.
Der 1962 geborenen Kittel hat sich in seiner 1993 erschienenen Dissertation über „Die Legende von der ´Zweiten Schuld`“ mit der „Vergangenheitsbewältigung“ während der Adenauer-Zeit befaßt. In der Zeit wurde das Buch unmittelbar nach Erscheinen als „Produkt jungkonservativer Geschichtsrevision“ heftig kritisiert.
Dokumentation im Deutschlandhaus
2006 veröffentlichte Kittel, der auch Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Münchner Institut für Zeitgeschichte ist, eine Untersuchung über den historischen Osten in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik („Vertreibung der Vertriebenen“).
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Kittels sind die Beneš-Dekrete in der Tschechoslowakei. Außerdem widmete er sich den vergeblichen Versuchen, in den sechziger Jahren eine „Zentralstelle zur Erfassung von Vertreibungsverbrechen“ zu errichten.
Zu den Hauptaufgaben des neuen Direktors werden zunächst die Weiterentwicklung und Realisierung des Konzepts der Ausstellungs- und Dokumentationsstätte und die Betreuung des Bauvorhabens im Berliner Deutschlandhaus gehören.
Der Stiftungsrat berief außerdem einen „Wissenschaftlichen Beraterkreis“, der den Direktor in fachlichen Fragen beraten soll. Ihm gehören auch Historiker aus Polen, Tschechien und Ungarn an. (vo)