POTSDAM. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat Ermittlungen gegen sowjetische Soldaten eingeleitet. Sie sollen im April 1945 in der Kleinstadt Treuenbrietzen ein Massaker verübt haben.
Nach einem Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten bestätigte die Behörde, daß sie wegen hundertfachen Mordes und anderer Verbrechen gegen Unbekannt ermittle. Man habe im Wege der internationalen Rechtshilfe ein Auskunftsersuchen an die russischen Behörden gestellt.
Am 23. April 1945 sollen sowjetische Soldaten in der südwestlich von Berlin gelegenen Kleinstadt Treuenbrietzen zahlreiche Frauen, Kinder und vor allem Männer ermordet haben. Schätzungen gehen von bis zu 1.000 Opfern aus. Hintergrund soll der Tod eines sowjetischen Oberstleutnants gewesen sein, der bei einer Siegesfeier erschossen wurde. Angeblich war der Täter ein SS-Angehöriger.
DDR machte Luftangriff für Opfer verantwortlich
Laut dem Chef des Heimatmuseums, Wolfgang Ucksche, gebe es jedoch auch Gerüchte, nach denen der Oberstleutnant im Streit von einem anderen Rotarmisten getötet worden sei.
In der DDR wurde regelmäßig am 23. April in Treuenbrietzen der zahlreichen Opfer gedacht. Allerdings wurde damals behauptet, diese seien bei einem Luftangriff ums Leben gekommen. Einen solchen Luftangriff gab es aber nachweislich nicht. Heute steht auf der Internetseite der Stadt in der Chronik unter 1945: „Treuenbrietzener Bürger wurden als Repressalie erschossen.“
Bereits in den fünfziger Jahren berichtete der Tagesspiegel unter dem Titel „Stadt ohne Männer“ über den auffallenden Frauenüberschuß in Treuenbrietzen. Dieser sei so kurz nach dem Krieg zwar überall bemerkbar, in der brandenburgischen Kleinstadt jedoch besonders drastisch.