WIEN/KLAGENFURTH. Knapp drei Wochen nach dem tragischen Unfalltod des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider rechnet nach Presseberichten im Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) niemand mehr damit, daß dessen Generalsekretär und Interims-Parteichef Stefan Petzner sich auf dem anstehenden BZÖ-Parteitag zur Wahl als BZÖ-Chef stellen wird.
Damit scheint die politische Karriere des 27 Jahre alten Steirers, der sich zuletzt Hoffnungen auf die Leitung der BZÖ-Parlamentsfraktion machte, nach schnellem Aufstieg jäh beendet. Der Posten in Wien ging an den bislang unbekannten Kärntner Josef Bucher.
Das BZÖ geht offenbar auf Distanz zu Haiders politischem Ziehsohn Petzner, der nach dem plötzlichen Tod seines „Lebensmenschs“ in Fernseh- und Rundfunkinterviews seiner Trauer freien Lauf ließ und sich dabei ungünstig exponierte. Sein Rückhalt in der Partei tendiert inzwischen gegen Null.
Leichnam nicht zur Obduktion ins Ausland
Schon vergangene Woche schien er zu ahnen, daß sein Stern sinkt: „Ich bin da, wo mich meine Partei braucht.“ Presseberichte kolportieren, im BZÖ würde eine Teamlösung angestrebt: „Wir werden zeigen, daß wir ein Team sind aus Ex-Regierungsmitgliedern, erfahrenen Abgeordneten, aber auch jungen Leuten – ein guter Mix“, sagte Herbert Scheibner, einer von fünf Klubobmann-Stellvertretern, der Zeitung Österreich.
Unterdessen wurde bekannt, daß die Witwe des Landeshauptmanns, Claudia Haider, den Kontakt zu Petzner abgebrochen haben soll. Aus dem Kreise engster Freunde der einflußreichen Familie verlautbarte, das Verhältnis zwischen der Witwe und Haiders Busenfreund sei „stark abgekühlt“. Es gebe keinen Kontakt mehr zwischen den Hinterbliebenen und Petzner.
Claudia Haider verweigerte derweil öffentliche Stellungnahmen zu Gerüchten und Spekulationen, die rund um die Todesumstände ihres Mannes und der verschobenen Einäscherung des Leichnams aufgekommen waren. Zuvor hatte es Mutmaßungen um eine zweite Obduktion gegeben. Die Witwe ließ laut der Presse verbreiten, die Leiche werde mit Sicherheit nicht ins Ausland gebracht. „Alle diese Gerüchte, wonach es eine Obduktion im Ausland gegeben haben soll, sind völliger Unsinn“, sagte sie der Presse.
Handy nicht überprüft
Es sei zudem äußerst unwahrscheinlich, daß sie eine zweite Obduktion veranlassen werde. Den medialen Rummel um den Tod ihres Mannes nannte sie „widerwärtig“. Die sterblichen Überreste von Jörg Haider sollen sich zur Zeit noch im Klagenfurter Bestattungsinstitut „Pax“ befinden.
Spekulationen, der beliebte Kärntner Landeshauptmann sei auf seiner Todesfahrt mit extrem überhöhter Geschwindigkeit durch eine Kurznachricht oder ein Telefonat abgelenkt worden, wollte die Staatsanwaltschaft Klagenfurt nicht kommentieren.
Die Ermittler hätten das Mobiltelefon Haiders nicht überprüft. Der Leiter der Staatsanwaltschaft, Gottfried Kranz, sagte dazu, es sei juristisch irrelevant, da Haider bei dem Unfall niemand anderen verletzt oder getötet habe.
> Dossier mit Berichten und Hintergründen zum Tod Jörg Haiders