BERLIN. Die Union hat die wegen ihrer Mitgliedschaft in der linksextremistischen Roten Hilfe unter Druck geratene neue Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel zum Rücktritt aufgefordert. Drohsel verteidigte unterdessen ihre Mitgliedschaft in der Organisation.
Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Wolfgang Bosbach (CDU) forderte den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck zu einer Stellungnahme auf. „Man stelle sich einmal vor, Philipp Mißfelder, der Vorsitzende der Jungen Union, wäre Mitglied in einem rechtsradikalen Verein. Es würde zu Recht einen Aufschrei von Flensburg bis Mittenwald geben“, sagte Bosbach der Bild-Zeitung. Beck müsse sagen, „ob die Mitgliedschaft von Frau Drohsel in einer linksextremistischen Organisation vereinbar ist mit den Grundsätzen der Sozialdemokratie“.
Auch die CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer kritisierte Drohsels Mitgliedschaft in der Roten Hilfe scharf: „Dieser Verein unterstützt die Rote Armee Fraktion. Frau Drohsel bekennt sich damit zu linksextremer Gesinnung. Das ist mit ihrem Amt als Juso-Vorsitzende unvereinbar, sie muß zurücktreten“, sagte Haderthauer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Sie forderte den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck auf, einzugreifen. Die Juso-Vorsitzende gehöre qua Amt zum Parteivorstand der SPD. „Es kann nicht sein, daß Beck linksextreme Gesinnung in der Führungsrunde einer demokratischen Partei wie der SPD duldet.“ Wer wie Beck die NPD verbieten lasse wolle, widerspreche sich selbst, wenn er Frau Drohsel gewähren lasse, sagte Haderthauer.
Den Jusos war die Mitgliedschaft bekannt
Auch aus Reihen der eigenen Partei wurde Drohsel kritisiert. Nachdem Anfang der Woche bereits der Hamburger Juso-Vorsitzende Philipp-Sebastian Kühn sie aufgefordert hatte, aus der Roten Hilfe auszutreten, äußerte sich jetzt auch der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, in diesem Sinne.
Drohsel lehnte es unterdessen ab, die linksextremistische Organisation zu verlassen. „Daß ich Mitglied in der Roten Hilfe bin, war bekannt, und ich bin mit einem Ergebnis von 76 Prozent zur Vorsitzenden gewählt worden“, sagte sie gegenüber Spiegel Online.Damit sei eine breite Mehrheit der SPD-Nachwuchsorganisation wie sie der Meinung, daß die Mitgliedschaft in der Roten Hilfe und das Amt als Juso-Bundesvorsitzende nicht im Widerspruch zueinander stünden. Sie distanziere sich allerdings von Solidaritätsaufrufen der Organisation für RAF-Terroristen oder ETA-Mitglieder.
Die JUNGE FREIHEIT hatte nach der Wahl Drohsels zur Juso-Vorsitzenden am vergangenen Wochenende ihre Mitgliedschaft in der Roten Hilfe sowie ihre Verbindungen zur ebenfalls linksextremistischen DKP-nahen Vereinigung der „Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) aufgedeckt.