JERUSALEM/TEHERAN. Der Iran hat am Freitag mit umfassenden Raketenangriffen auf Israel begonnen. Die erste Welle des Beschusses bestand nach israelischer Zählung aus bis zu 100 Raketen. In der Nacht ging der Beschuß weiter. Alarm wurde etwa um kurz nach 1 Uhr Ortszeit, um kurz nach 4:30 Uhr sowie um kurz nach 5 Uhr ausgelöst. Betroffen ist ganz Israel. Auch die schiitischen Huthis aus dem Jemen schießen auf den jüdischen Staat.
Footage showing a Iranian ballistic missile impacting Downtown Tel-Aviv within the last few minutes. pic.twitter.com/WcpttGhPC0
— OSINTdefender (@sentdefender) June 13, 2025
Teheran reagiert damit auf die umfassenden Militärschläge, die Israel in der Nacht auf Freitag im Iran startete. Sowohl Israel, als auch der Iran sprechen von Krieg. Der neue Kommandeur der Islamischen Revolutionsgarden, Mohammad Pakpour, hatte am Freitag angekündigt, die „Tore zur Hölle“ zu öffnen. Der Oberste Führer Ali Chamenei versprach in einer TV-Ansprache: „Wir werden keine Nachsicht walten lassen.“

Israel konnte zwar einen Großteil der Geschosse abfangen. Dennoch kam es zu mehreren Einschlägen. Israelische Medien veröffentlichten Bilder, die Szenen der Verwüstung zeigen. Auch auf Videos sind Einschläge beziehungsweise deren Folgen zu sehen. Bis Samstagmorgen zählte das Land insgesamt drei Tote, alles Zivilisten. Hinzu kommen zahlreiche Verletzte. Das Alltagsleben war bereits am Freitag teilweise heruntergefahren.
IAEA bestätigt Zerstörung in Atomanlage
Derweil führt Israel seine Angriffe im Iran fort. Die israelische Führung gibt an, dabei sowohl das weit fortgeschrittene und auf zahlreiche Orte verteilte Atomprogramm als auch das Raketenprogramm des iranischen Regimes im Visier zu haben. So hatte die israelische Luftwaffe direkt zu Beginn die Urananreicherungslage in Natanz attackiert.
Iran is continuing to fire anti-aircraft guns and flak into the sky over the capital of Tehran, as if that is going to do anything against the fighter aircraft or munitions used by the Israeli Air Force. pic.twitter.com/hxNffK3eJc
— OSINTdefender (@sentdefender) June 13, 2025
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi sagte am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat, die überirdische Stätte zur Urananreicherung dort sei zerstört worden. Ein wichtiger Teil der Anlage befindet sich aber unter Tage. Laut Grossi gibt es keinen Hinweis darauf, daß auch die unterirdische Halle mit den Anreicherungszentrifugen angegriffen wurde. Allerdings könnte der Stromausfall laut Grossi zu Schäden geführt haben.
Iran zählt 78 Tote
Nach Grossis Worten informierte der Iran ihn zudem über Angriffe auf die ebenfalls wichtige Anreicherungsanlage in Fordo. Diese ist in einen Berg hineingebaut und war von der ersten israelischen Angriffswelle zunächst nicht betroffen. Auch die ebenfalls wichtige Produktionsstätte in Isfahan hat Israel bereits angegriffen. Über den Austritt radioaktiver Strahlung ist bisher nichts bekannt.
Der iranische Botschafter bei den Vereinten Nationen sagte am Freitag, auf iranischer Seite seien bislang 78 Menschen getötet und 320 verletzt worden. Bei den meisten handle es sich um Zivilisten. Allerdings hat Teheran selbst bestätigt, daß es Israel gelungen ist, zahlreiche zentrale Figuren seiner Kommandostruktur auszuschalten, darunter den Armeestabschef Mohammed Bagheri und den Chef der Revolutionsgarden Hossein Salami.
Netanjahu nennt zwei Gründe für Angriff
Premierminister Benjamin Netanjahu sagte am Freitag in einer Videoansprache, die Anweisung zur Ausschaltung des iranischen Atomprogramms habe er bereits im November 2024 erteilt, kurz nach der Tötung des Chefs der schiitisch-libanesischen Hisbollah in Beirut, Hassan Nasrallah. Mit der Schwächung der iranischen Verbündeten in der Region sei klar gewesen, daß Teheran sein Atomprogramm schnell vorantreiben werde, begründete Netanjahu die Entscheidung. „Wenn der Iran eine Atombombe besitzt, werden wir nicht mehr da sein.“

Der Premier verwies außerdem darauf, daß Teheran entschieden habe, 300 Raketen im Monat zu produzieren. „Innerhalb von drei Jahren wären das 10.000 Geschosse.“ Entsprechend habe es zwei existenzielle Bedrohungen gegeben, „aufgrund derer wir entschieden, daß wir nicht mehr länger warten können“. Dem Premier zufolge war der Angriff eigentlich bereits auf April festgesetzt. Warum er sich dann verzögerte, ließ Netanjahu offen.
USA drohen mit fatalen Konsequenzen
Derweil räumte der Nationale Sicherheitsberater Tzachi Hangebi ein, daß es nicht möglich sei, das iranische Atomprogramm allein militärisch zu stoppen. Ziel sei vielmehr, dem Iran durch die Angriffe klarzumachen, daß er seine nuklearen Ambitionen aufgeben müsse. Die israelische Armee hat deutlich gemacht, daß der Krieg anhalten wird. Armeechef Ejal Samir hatte bereits in seiner ersten Mitteilung in der Nacht auf Freitag von einem „Kampf um unsere Existenz“ gesprochen.
Nichts bekannt ist bislang über iranische Angriffe auf US-Einrichtungen in der Region. „Die USA wurden über die Angriffe Israels vorab informiert, werden sich aber nicht militärisch beteiligen“, betonte ein US-Vertreter am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat. Den Iran warnte er vor Attacken auf die USA. „Die Konsequenzen wären fatal.“ (ser)