SALZBURG. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat seinen Vorsprung in der Kanzlerfrage weiter ausgebaut: Laut aktueller Umfrage würden ihn bereits 42 Prozent der Österreicher direkt zum Kanzler wählen – ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche.
ÖVP-Kanzler Christian Stocker kommt dahinter auf 18 Prozent und kann sich damit leicht verbessern, bleibt aber weit abgeschlagen. SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler verliert erneut einen Punkt und erreicht nur noch 14 Prozent. Beate Meinl-Reisinger von den Neos rutscht auf zehn Prozent ab.
Die Unzufriedenheit mit der Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos bleibt bei den Österreichern auf hohem Niveau. Laut Umfrage sind 50 Prozent der Befragten mit der Arbeit der Regierung unzufrieden, nur 24 Prozent äußern Zustimmung. Vor diesem Hintergrund tritt Kickl am Samstag beim FPÖ-Parteitag im Messezentrum Salzburg zur Wiederwahl als Chef seiner Freiheitlichen an.
BOOOAAAHHH ‼️‼️‼️. 💯 pic.twitter.com/VRair9FOX2
— Romana Bortwander🇦🇹 (@RBortwalder) September 25, 2025
Kickl kündigt FPÖ-Überraschung für die Bundespräsidentschaftswahl an
Rund 850 Delegierte werden erwartet. Kickl kündigte an, die „Volkskanzlerschaft“ weiter als Ziel zu verfolgen. Dazu ein umfassendes „Erneuerungsprojekt“ für Österreich, das einen politischen Systemwechsel einleiten solle. „Das bedeutet eine Redemokratisierung in Österreich“, so Kickl, der die Machtverhältnisse „zugunsten der Bevölkerung“ verschieben will. Besonderes Augenmerk legt der FPÖ-Chef auf die Bundespräsidentenwahl 2028. „Diesmal werden die Karten ganz neu gemischt, und ich glaube, wir werden einen Joker ausspielen“, sagte Kickl im Interview mit der österreichischen Presseagentur APA. Namen ließ er offen, verwies jedoch auf das Potential, das sich für die Freiheitlichen aus der derzeitigen Stimmungslage ergebe. Anders als in Deutschland wird der Bundespräsident in Österreich vom Volk gewählt.
Auch für die Außenpolitik wird Kickl beim Parteitag der FPÖ Ideen auf den Tisch legen. Er sei etwa für eine Annäherung zwischen Europa und Rußland und warnt vor vorschnellen militärischen Reaktionen auf russische Luftraumverletzungen. Es brauche eine „vernünftige“ Politik nach dem Vorbild von John F. Kennedy in der Kubakrise. Ziel müsse eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur in Europa sein, statt den Kalten Krieg neu zu entfachen.
Innenpolitisch rechnet Kickl kaum noch mit Hindernissen. Eine Regierungsbeteiligung der FPÖ sei nach der nächsten Nationalratswahl kaum mehr zu verhindern, wenn der Abstand zum Zweitplatzierten groß genug ausfalle. Ob er sich auf den guten Umfragewerten zu sehr ausruhe? Den Vorwurf mangelnder Medienpräsenz wies er gegenüber der APA zurück. Er sei zwar unterwegs gewesen, habe aber bewußt auf einen „Dauerauftritt vor jeder Kamera“ verzichtet, um nun „mit umso mehr Kraft durchzustarten“. (rr)