PARIS. In mehreren französischen Städten haben Unbekannte seit Sonntag mehrere Haftanstalten angegriffen. In Marseille, Nîmes, Toulon, Villepinte und Luynes-Aix wurden Fahrzeuge in Brand gesetzt, die vor den Gefängnissen parkten. Im südfranzösischen Toulon schossen die Angreifer zudem mit einem Sturmgewehr auf die Eingangstür der Haftanstalt, wie Innenminister Gérald Darmanin berichtete.
An den Tatorten wurde teilweise das Kürzel „DDPF“ gesprüht – mutmaßlich handelt es sich um eine Abkürzung für „Droit des prisonniers français“ (Deutsch: Die Rechte der französischen Gefangenen). Im südfranzösischen Agen, wo es in der Nacht zum Montag Brandanschläge gegen eine Ausbildungsstätte für Gefängnispersonal gegeben hatte, wurde ein 43jähriger Verdächtiger festgenommen.
Agen : sept voitures incendiées sur le parking de l’école de l’administration pénitentiaire, 250 élèves évacués (MàJ)pic.twitter.com/X98uLx9rhe
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Anlaß der Attacken ist eine Ankündigung Darmanins, Drogenkriminalität im Land stärker bekämpfen zu wollen. Das französische Parlament plant in Kürze, ein entsprechendes neues Gesetz zu erlassen – das unter anderem die Gründung einer eigenen drogenspezifischen Staatsanwaltschaft vorsieht und der Polizei mehr Rechte einräumen will, wie Reuters berichtet.
Im Februar war zudem der Gangsterboß Mohammed Amra festgenommen worden. Amra war im Mai 2024 während eines Gefangenentransport von Anhängern befreit worden. Zwei Wachmänner starben dabei.
Stecken Linksextreme oder Drogenbanden dahinter?
Darmanin bekräftigte auf X seinen Willen, Drogenkriminalität zu bekämpfen. „Die Republik ist mit Drogenhandel konfrontiert und ergreift Maßnahmen, die die Drogenbanden zutiefst treffen“, schrieb der Minister. „Sie wird herausgefordert und wird mit Mut und Härte reagieren.“ Er forderte die Präfekten der betroffenen Gegenden zudem auf, den Schutz sämtlicher Gefängnisse zu verstärken.
Des établissements pénitentiaires font l’objet de tentatives d’intimidation allant de l’incendie de véhicules à des tirs à l’arme automatique. Je me rends sur place à Toulon pour soutenir les agents concernés. La République est confrontée au narcotrafic et prend des mesures qui…
— Gérald DARMANIN (@GDarmanin) April 15, 2025
Die französischen Ermittler identifizierten währenddessen einen Telegram-Kanal unter dem Namen „DDPF“. Dort waren Gewaltaufrufe gegen Gefängnisaufseher zu lesen, wie die Tageszeitung Le Parisien berichtet. Ob hinter dem Kanal Linksextreme oder Drogenbanden stehen, ist derzeit noch unklar. Es habe bereits in der Vergangenheit aus linksextremen Kreisen Drohungen gegenüber Gefängnisleitungen gegeben, erklärte der französische Journalist und Sicherheitsberater Gabriel Robin gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Unter andere drohtem die Betreiber des Kanals mit den Sätzen „Alle Aufseher werden die vollen Konsequenzen ihres Handels tragen“ sowie „Ihr werdet alle für das Böse, das ihr getan habt, sterben“. Ein bislang nicht authentifiziertes Video zeigt dabei zwei Personen, die einen Brandanschlag gegen eine Gefängnismauer begehen und dabei die Buchstaben „DDPF“ an die Mauer sprühen. Als Profilbild verwendet der Kanal ein Foto von Innenminister Darmanin – hinter Gittern. (lb)