PARIS. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist es im Umfeld der französischen Musikfeier „Fête de la Musique“ zu zahlreichen Ausschreitungen und Gewaltdelikten gekommen. Unter anderem stellten mindestens 145 Frauen Strafanzeigen, weil sie mit Spritzen verletzt wurden, wie die Zeitung Le Parisien berichtet.
Die Betroffenen klagten über Unwohlsein und mußten teilweise in Krankenhäuser eingeliefert werden. Welche Substanz ihnen gespritzt wurde, ist derzeit noch unbekannt. Mindestens zwölf Tatverdächtige wurden im Zusammenhang mit den Spritzen-Attacken festgenommen. In sozialen Medien soll es zuvor Aufrufe gegeben haben, Frauen während der „Fête de la Musique“ anzugreifen und mit Spritzen zu stechen, teilte das Innenministerium mit.
In der Hauptstadt Paris kam es zudem zu Plünderungen, Messerangriffen und mehreren sexuellen Übergriffen, wie die Zeitung Le Figaro berichtet. Landesweit wurden 371 Personen festgenommen, 14 Menschen befinden sich nach Behördenangaben in kritischem Zustand. Die Polizei registrierte Dutzende verletzte Einsatzkräfte und Teilnehmer. Die Justizbehörden haben Ermittlungen wegen versuchter Tötung, Raub und organisierter Gewalt eingeleitet. Nach Angaben der Feuerwehr kam es zu 51 Fahrzeugbränden sowie 39 Bränden im öffentlichen Raum. Auf Videoaufnahmen ist unter anderem zu sehen, wie junge Migranten eine Rolltreppe in Paris zerstören.
À châtelet, sur Paris, des racailles attaquent des policiers qui se sont repliés et protégés dans la station de métro.
Des hordes de voyous s’en donnent à cœur joie lors de la #FetedelaMusique.
Les Français honnêtes ne supportent plus ces sauvages qui font de la France un enfer… pic.twitter.com/EeQWG6evgT
— Matthieu Valet (@mvalet_officiel) June 22, 2025
In Paris mußte die Polizei Tränengas einsetzen
Die Polizei mußte im Stadtzentrum in mehreren Fällen Tränengas einsetzen, um größere Menschenansammlungen zu zerstreuen. Brennpunkte der Unruhen waren insbesondere die Viertel rund um Châtelet und Les Halles. Videos, die über soziale Netzwerke verbreitet wurden, zeigten, wie Einsatzkräfte unter Druck in das Einkaufszentrum Les Halles ausweichen mußten, nachdem sie von einer Gruppe junger Migranten bedrängt worden waren.
Auch außerhalb des unmittelbaren Stadtzentrums kam es zu Gewalttaten. So berichtet ein Abgeordneter der Pariser Oppositionsfraktion (Les Républicains), Aurélien Véron, von einem mutmaßlichen Übergriff auf ein Paar in der Nähe der Kirche Saint-Eustache, das demnach getreten und geschlagen worden sei.
In einem weiteren Vorfall wurde eine junge Frau auf einer Brücke in der Nähe des Seine-Ufers von mehreren Personen mit Tritten zu Boden gebracht. Der frühere Polizist Sébastien Jallamion sprach von einer mutmaßlich koordinierten Raubtechnik, bei der Opfer mit Gewalt niedergestreckt und ausgeraubt würden, während zusätzliche Schläge den eigentlichen Vorgang verschleiern sollten. In sozialen Medien teilten zahlreiche Nutzer Videoaufnahmen des Festivals, auf denen Schlägereien und körperliche Angriffe zu sehen sind.
Un couple venu faire la fête se fait lyncher au pied de #SaintEustache dans un Paris Centre devenu le Bronx.
Ambiance moyenne à la #FetedelaMusique pic.twitter.com/SEZBBV5Uos— Aurélien Véron (@aurelien_veron) June 22, 2025
Innenminister spricht von „nicht zufriedenstellendem“ Verlauf
Bei zwei Geschäften – einer Filiale der Sportmarke Nike und einer Parfümerie der Kette Sephora – kam es laut Polizei zu gezielten Plünderungen. Zudem wurden Dutzende Fälle sexueller Übergriffe angezeigt. In einem besonders schweren Fall werde wegen versuchten Totschlags ermittelt: Ein im November 2007 geborener Minderjähriger sei mit einer Stichverletzung im Unterbauch auf offener Straße im 13. Arrondissement aufgefunden worden. Die Ermittlungen dazu dauerten an.
Videoaufnahmen zeigen Plünderungen in der Hauptstadt. Auch auf diesen Aufnahmen sind in erster Linie Migranten zu sehen:
La fête de la musique ou la fête de la bagarre finalement pic.twitter.com/ivr9qyAayV
— vg91 (@als_mff) June 21, 2025
Das Umfeld von Innenminister Bruno Retailleau (Les Républicains) sprach am Sonntag von einem „nicht zufriedenstellenden“ Verlauf, verwies jedoch auch auf die schnelle Einsatzbereitschaft der Sicherheitskräfte. „Die Zahl der Festnahmen und die Vielzahl an Gewahrsamnahmen sprechen für ein entschlossenes Vorgehen“, hieß es. Positiv bewertete das Ministerium den Rückgang der Verletzten unter den Beamten im Vergleich zum Vorjahr.
Paris ist vermüllt
Die Pariser Müllentsorgung war am Sonntagmorgen mit Aufräumarbeiten beschäftigt. In zahlreichen Videos war zu sehen, wie sich Müllberge auf Gehwegen und Fahrbahnen türmten. Ein Video, das vielfach geteilt wurde, zeigte einen städtischen Müllarbeiter, der sichtbar entnervt auf die zurückgelassene Verwüstung reagierte.
🔴 FLASH | « Après chaque fête ça devient comme ça » Un éboueur dénonce l’état de la capitale après la #FêteDeLaMusique. Il montre un Vélib dont le panier a été transformé en poubelle par les fêtards. pic.twitter.com/D03CuorMBS
— SIRÈNES (@SirenesFR) June 22, 2025
Die „Fête de la Musique“ ist ein seit 1982 jährlich stattfindendes Musikfestival. Üblicherweise treffen sich dabei Menschen auf den Straßen, musizieren gemeinsam oder hören den Musikern zu. (lb)