BRÜSSEL. Die Europäische Union prüft offenbar ein faktisches Totalverbot für Zigaretten in der Staatengemeinschaft. „Ein Verbot der Herstellung, Einfuhr, des Vertriebs und des Verkaufs von Filterzigaretten würde einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Tabakkonsums darstellen“, heißt es in einem Beschlußentwurf des Rates der Europäischen Union, über den zuerst die Kronen-Zeitung in Österreich berichtet hatte. Auch ein Verbot von E-Zigaretten sei demnach denkbar.
Wie die Bild-Zeitung nun berichtet, sollen auch Vertreter der Bundesregierung die Pläne des EU-Rates – also das Organ der Mitgliedsstaaten – unterstützen. Sollten die Forderungen in die Tabakrichtlinie der EU einfließen, wäre auch der Verkauf von Filterzigaretten in Deutschland, die rund 95 Prozent der Verkäufe von Tabakwaren ausmachen, verboten. Auch die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen soll das faktische Totalverbot unterstützen.
Rauchverbote im Freien scheiterten zuletzt
Es wäre nicht der erste Versuch Brüssels, das Rauchen in der Staatengemeinschaft weitgehend zu untersagen. Zuletzt hatte die EU-Kommission Ende vergangenen Jahres gefordert, Zigaretten aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Auch auf Straßen, in Parks, in Außenbereichen von Restaurants und auf den Bürgersteigen sollte ein striktes Rauchverbot eingeführt werden (JF berichtete).
Unter anderem mit Hilfe dieser Maßnahme sollte die Raucherquote in allen Staaten der Europäischen Union weniger als fünf Prozent betragen. Laut offizieller Statistik raucht derzeit jeder vierte EU-Bürger. Deutschland liegt dabei knapp unter dem Durchschnitt (23 Prozent). Am höchsten ist die Quote in Griechenland mit 42 Prozent, am niedrigsten in Schweden mit sechs Prozent. „Wir wollen eine tabakfreie Generation in Europa“, sagte die für den Jugendschutz zuständige EU-Kommissarin Helena Dalli. Der Vorstoß scheiterte jedoch am Widerstand im EU-Parlament. (ho)