BRÜSSEL. Die Zahl der Asylanträge von Venezolanern in der Europäischen Union ist im vergangenen Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31 Prozent auf 49.000 gestiegen. Nachdem ein Jahrzehnt lang Syrer die größte Gruppe von Asylsuchenden stellten, liegen jetzt Personen aus dem südamerikanischen Land auf dem Spitzenplatz.
Insgesamt wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2025 etwa 400.000 Anträge gestellt, wie die Asylagentur der Europäischen Union in ihrem Halbjahresbericht zu den neuesten Entwicklungen weiter berichtet. Die Statistik umfaßt die Zahlen aus allen EU-Mitgliedstaaten sowie aus Norwegen und der Schweiz. Dies entspricht einem Rückgang der Asylanträge von 23 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 (JF berichtete).
Jetzt ist Frankreich Spitzenaufnahmeland
Die meisten Anträge verzeichnet nun Frankreich 78.000 Gesuchen. Als zweites Aufnahmeland folgt Spanien mit 77.000 Anträgen, das 93 Prozent der venezolanischen Anträge bearbeitet. Menschen aus dem Land können nach Spanien sowie den Schengen-Raum einreisen. Deutschland hat 70.000 Anträge entgegengenommen. Auf Platz vier und fünf reihen sich Italien mit 64.000 und Griechenland mit 27.000 Asylbegehren ein.
Während die Zahlen in Frankreich im Jahresvergleich stabil blieben, sind sie in den vergangenen sechs Monaten in Deutschland um 43 Prozent, in Italien um 25 Prozent und in Spanien um 13 Prozent gesunken. Die Zahl der unbearbeiteten Anträge belief sich Ende Juni 2025 auf rund 900.000.
Afghanen sind zweitgrößte Asyl-Antragstellergruppe
Seit dem Sturz des Assad-Regimes im vergangenen Dezember ist die Zahl der syrischen Anträge um zwei Drittel auf EU-weit nun 25.000 zurückgegangen. Da Deutschland bisher die meisten Syrer in der Staatengemeinschaft aufgenommen hat, weist nun Frankreich die höchste Zahl an Asylanträgen auf.
Bei anderen Einwanderungsstaaten sind nach Venezolanern jetzt Afghanen mit 42.000 Anträgen die zweitgrößten Gruppe. Andere Staatsangehörigkeiten wie auch die Syrer verzeichnen einen Rückgang. So sind die jeweils rund 17.000 Anträge von Bangladeschern und Türken im Jahresvergleich um 26 Prozent beziehungsweise um 41 Prozent zurückgegangen.
Die Anerkennungsquote ging auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen zurück und lag bei 25 Prozent. Dies läßt sich auf den starken Rückgang der positiven Asylentscheide für Syrer zurückführen. Laut der EU-Behörde geben es dafür allerdings vor allem verfahrenstechnische Gründe. (JF)