BAKU. Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev hat eine zweitägige internationale Konferenz zur Bekämpfung von angeblicher „Islamophobie“ mit scharfer Kritik an westlichen Demokratien eröffnet. In Deutschland, Frankreich und andere westlichen Staaten sei „Islamophobie de facto zur Staatsdoktrin geworden“, sagte er in einer Botschaft, verbreitet durch die staatliche Nachrichtenagentur AZERTAC. In jenen Staaten, die einst Kolonialherrschaft, Sklavenhandel und Völkermord betrieben hätten, würden heute unter dem Vorwand der Verteidigung säkularer Werte systematisch Muslime diskriminiert, meinte Aliyev.
Seitdem der 63jährige im Oktober 2003 das Amt seines Vaters Heydar Aliyev übernahm, regierte er ohne Unterbrechung. Er gilt als Autokrat, der einen Personenkult um sich errichtet. Von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) entsandte Wahlbeobachter monierten 2018 die Abwesenheit eines „echten Wettbewerbs“ bei den Präsidentschaftswahlen.
Laut Aliyev seien Muslime im Westen zunehmend von Bildung, Arbeitsmarkt und Wohnraum ausgeschlossen. Gleichzeitig förderten rechtspopulistische Bewegungen und Medien gezielt antimuslimische Ressentiments, um politische Mehrheiten zu gewinnen. Auch internationalen Gremien wie dem Europäischen Parlament warf Aliyev „Voreingenommenheit und doppelte Standards“ vor. Diese trügen laut ihm zur weiteren Verbreitung von Islamfeindlichkeit bei. Bestimmte Medien spielten eine „zerstörerische Rolle“ bei der öffentlichen Meinungsbildung und stellten Muslime systematisch als Bedrohung dar.
Zentralrat der Muslime in Deutschland besucht Islamophobie-Konferenz
Die Konferenz mit dem Titel „Islamophobie im Fokus: Aufdeckung von Vorurteilen und Überwindung von Stigmatisierungen“ findet anläßlich des dritten Internationalen Tages zur Bekämpfung der Islamophobie statt. Es wird vom Internationalen Zentrum für Multikulturalismus in Baku gemeinsam mit weiteren Organisationen wie der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) und der Islamischen Weltorganisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (ICESCO) veranstaltet.
Zu den Teilnehmern zählen rund 40 Länder, darunter auch Deutschland. Vor Ort vertreten ist unter anderem der Zentralrat der Muslime in Deutschland. Ziel der Konferenz sei es, eine internationale akademische Plattform zu schaffen, um die wachsenden Vorurteile gegenüber Muslimen und islamischen Ländern zu analysieren und Gegenstrategien zu entwickeln. (sv)