CHERBOURG. Nach einer brutalen Vergewaltigung in der nordfranzösischen Stadt Cherbourg hat sich die Politik in dem Land bestürzt gezeigt. „Ich teile mit unseren Mitbürgern den Schock und die Trauer über diese Tat, werde mich aber jedes Kommentars enthalten, um die Justiz in Ruhe handeln zu lassen“, sagte der Bürgermeister des Küstenorts in der Normandie, Benôit Arrivé (Sozialisten), laut dem öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender France Bleu am Wochenende. Er sei „sehr stark erschüttert“ über den Vorfall, betonte der Politiker.
Vergangenen Freitag war eine 29 Jahre alte Französin in ihrer Wohnung überfallen und äußerst grausam vergewaltigt worden. „Das Opfer hat ein Martyrium durchlebt und wurde förmlich abgeschlachtet“, zitierte die französische Tageszeitung Le Figaro am Wochenende eine mit dem Fall betraute Person.
Polizisten und Ärzte brechen beim Einsatz in Cherbourg in Tränen aus
Der mutmaßliche Täter – der 18jährige Oumar N. – soll seine Tat bereits gestanden haben und in Untersuchungshaft gekommen sein. Er soll den Ermittlern zufolge „keine Emotionen und kein Mitgefühl für das Opfer gezeigt“ haben. Die junge Frau hingegen kam mit schwersten inneren Verletzungen ins Krankenhaus, wo sie mehrere Stunden lang operiert und in ein künstliches Koma versetzt werden mußte.
Sie soll sich nach wie vor in einem kritischen Zustand befinden. Im Krankenhaus mußte anschließend eigens eine psychologische Betreuung für die mit der Behandlung der Frau betrauten Ärzte und Schwestern organisiert werden, weil viele die Brutalität der Attacke nicht verarbeiten konnten. Auch die Polizisten sollen während ihres Einsatzes in Tränen ausgebrochen sein.
Sozialisten warnen vor Rassismus: Vorname des Täters egal
Der Vorfall rief im ganzen Land Wut und Bestürzung hervor. Der Schriftsteller und Chef der französischen „Reconquête“-Partei Éric Zemmour, warnte, der Fall dürfe nicht auf allgemeine Gleichgültigkeit im Land stoßen. „Ich träume von einem Frankreich, in dem eine junge Frau nicht Gefahr läuft, im Koma zu enden, nachdem sie von Oumar, dem Intensivtäter, in ihrem eigenen Haus ausgeraubt, vergewaltigt und grausam gefoltert wurde“, schrieb er am Wochenende auf Twitter. Er werde mit all seiner Kraft für diesen Traum kämpfen, versprach Zemmour.
Je rêve d’une France où une jeune femme ne risque pas de finir dans le coma, après avoir été cambriolée, violée et atrocement torturée par Oumar le multirécidiviste dans sa propre maison.
Je rêve d’une France où ce qui s’est passé à #Cherbourg, pour cette jeune femme de 29 ans…
— Eric Zemmour (@ZemmourEric) August 12, 2023
Der Generalsekretär der Sozialisten, Olivier Faure, hingegen sprach davon, daß es völlig egal sei, ob der Täter „Oumar, Francis, Michel, Emile, Guy oder Patrice“ heiße. Barbarei, Perversion und Laster hätten weder eine Hautfarbe noch eine Nationalität. „Eine abscheuliche Tat zu nutzen, um zu unterstellen, daß Einwanderer Vergewaltiger sind, ist rassistisch“, warnte der Sozialist.
Un criminel doit être condamné pour ses crimes qu’ils s’appelle Oumar, Francis, Michel, Emile, Guy ou Patrice. La barbarie, la perversion, le vice n’ont ni couleur de peau ni nationalité. Se servir d’un acte odieux pour sous-entendre que les immigrés sont des violeurs est raciste
— Olivier Faure (@faureolivier) August 12, 2023
RN-Chef Bardella: „Weigern wir uns, uns daran zu gewöhnen“
Weder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, noch die französische Premierministerin Élisabeth Borne (beide Mitglieder der Präsidenten-Partei „Renaissance“) hatten sich übers Wochenende zu dem Fall in Cherbourg geäußert.
Der Vorsitzende des „Rassemblement National“, Jordan Bardella, warnte vor diesem Hintergrund davor, sich an solche Taten zu gewöhnen. „Noch vor kurzem hätte die grausame Vergewaltigung in Cherbourg für Schlagzeilen gesorgt“, bekräftigte der Parteichef. Heute werde das Grauen durch die „Banalisierung des Schreckens“ in den Rang einer Nachricht herabgestuft. „Weigern wir uns, uns daran zu gewöhnen“, verlangte Bardella.
Il y a peu de temps encore, le viol atroce commis à #Cherbourg aurait fait la une. Aujourd'hui, la banalisation de l'horreur la relègue au rang de fait divers. Refusons de nous y habituer.
Courage à la victime de 29 ans, énième vie brisée par la barbarie qui gagne la France.
— Jordan Bardella (@J_Bardella) August 12, 2023
Mutmaßlicher Täter soll früher bereits mit Sexualdelikten aufgefallen sein
Der 18jährige Oumar N. soll unterdessen bereits vor seiner grausamen Tat mehrfach straffällig geworden sein. Wie der Figaro berichtete, sei der korpulente junge Mann bereits fünfmal dem Jugendrichter vorgeführt und dort etwa wegen Sachbeschädigung verurteilt worden.
Der Polizei zufolge habe der mutmaßliche Täter außerdem insgesamt 17 Einträge im Vorstrafenregister vorzuweisen, darunter wegen Diebstahl, Hehlerei und auch wegen sexuellen Mißbrauchs, auch an seiner eigenen kleinen Schwester. (fw)