TOKIO. Das japanische Parlament hat am Mittwoch ein Gesetz beschlossen, das Kernkraftwerke potentiell unbefristet laufen läßt. Zuvor war die Betriebsdauer auf 60 Jahre beschränkt, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Damit will sich das rohstoffarme Land einerseits stärker von Öl- und Gasimporten emanzipieren und andererseits seine Klimaschutzziele erreichen: bis 2050 kein CO2 mehr auszustoßen. Bis 2030 wollen die Japaner zunächst ihren Strom zu 20 bis 22 Prozent aus Kernkraft und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugen.
Japan fuhr nach der Katastrophe von Fukushima 2011 seine Kernkraftwerke runter. Durch ein großes Erdbeben der Stärke 9,0 und einen dadurch ausgelösten Tsunami fielen Kühlsysteme im Kraftwerk aus. Es kam zur Kernschmelze und radioaktive Stoffe wurden freigesetzt. Durch Erdbeben und Tsunami kamen rund 18.500 Menschen ums Leben.
Von Fukushima zum deutschen Kernkraftwerke-Aus
In Japan stehen noch 33 betriebsbereite Kernkraftreaktoren. Davon müßten 30 wieder in Betrieb gehen, um die Klimaziele zu erreichen. Bislang sind zehn Meiler wieder in Betrieb. Nach 30 Jahren Laufzeit soll laut Gesetz die Sicherheit der Meiler alle zehn Jahre geprüft werden. Langfristig will die Regierung die alten Kraftwerke durch sicherere und effektivere Kernreaktoren der nächsten Generation ersetzen. Gegen die neuen Atom-Pläne der japanischen Regierung soll es lokalen Widerstand geben.
Zwei Monate, nachdem die japanische Naturkatastrophe 2011 den Reaktor-Gau auslöste, verkündete die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), alle deutschen Kernkraftwerke bis Ende 2022 stillzulegen. Letztlich wurden die letzten drei Meiler am 15. April 2023 vom Netz genommen. Auch in Deutschland streiten Politik, Wissenschaft und Gesellschaft weiter über Chancen und Risiken der Kernkraft. (ca)