TEL AVIV/GAZA. Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) haben am Montag einen flächendeckenden Luftangriff auf mehrere Stellungen der palästinensisch-islamistischen Miliz Hamas im Gazastreifen begonnen. Der Beschuß fand im Küstengebiet der Stadt Gaza statt, nahe der Al-Furqan-Moschee, berichtete das Nachrichtenportal The Times of Israel. Nach Angaben des Militärs nahmen „Dutzende“ Kampfjets daran teil.
Parallel dazu kam es zu einer Bombardierung im Süden Libanons. Zuvor hatten die IDF nach eigenen Angaben mehrere Terroristen, die von dort aus die Grenze übertreten wollten, getötet. In den sozialen Netzwerken kursierten Bilder des Angriffs. Die Terrororganisation „Islamischer Dschihad“ bekannte sich zur Grenzverletzung. Das Heimatfront-Kommando der israelischen Armee rief die Bewohner von 28 Orten in der Nähe dazu auf, bis auf Weiteres in den Luftschutzbunkern zu bleiben, da Raketenangriffe befürchtet wurden.
IDF has bombed a Hezbollah observation post on the Lebanon border pic.twitter.com/i2xKgmlKQI
— Emanuel (Mannie) Fabian (@manniefabian) October 9, 2023
Wußte Israels Premier über die Angriffspläne?
Es handelt sich um den dritten Tag des Krieges zwischen den palästinensischen Paramilitärs in Gaza und dem israelischen Staat. Laut dem IDF-Sprecher Daniel Hagari mobilisierte Israel die Rekordzahl von 300.000 Reservisten. Obwohl die angegriffenen Gebiete zurückerobert worden seien, sei es weiterhin zu einzelnen Zusammenstößen gekommen. Zudem sagte Hagari, das Militär werde in die Offensive gehen.
Die Folgen des Hamas-Angriffs spiegeln sich auch in der Politik wider. Medienberichten zufolge soll der ägyptische Geheimdienst zehn Tage zuvor die Regierung in Tel Aviv vor dem Raketenbeschuß gewarnt haben, doch dortige Beamte seien zu sehr auf das von der als moderat geltenden Fatah-Miliz beherrschte Westjordanland konzentriert gewesen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Berichte als „völlige Fake News“. Die Staatskanzlei habe weder mit dem ägyptischen Nachrichtendienstchef gesprochen noch sich mit diesem getroffen, heißt es in einem Statement.
Unterdessen ist die Zahl der Getöteten auf mindestens 1.300 Personen angestiegen. Das Gesundheitsministerium Israels bestätigte seinerseits den Tod von 800 Zivilisten und Soldaten, während der Palästinensische Rote Halbmond 560 Tote in Gaza vermeldete. Die Regierung der Palästinensischen Autonomie in Ramallah spricht von 16 Todesfällen auf ihrem Gebiet.
EU stoppt Zahlungen an Palästinenser
Infolge der Hamas-Offensive kündigte die israelische Regierung eine „totale Blockade“ des Gaza-Gebiets an: „Kein Strom, kein Essen, kein Wasser, kein Gas – alles wird geschlossen“, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant bei einer Pressekonferenz. Zwei von drei Grenzübergängen werden derzeit von Tel Aviv betrieben, die Verantwortung für den dritten trägt das benachbarte Ägypten.
Zugleich setzte die Europäische Union vorerst alle Entwicklungshilfen an die palästinensischen Gebiete aus. Es könne kein „Business as usual“ geben, schrieb der zuständige EU-Kommissar Olivér Várhelyi auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die Entscheidung kam wenige Stunden nach der Ankündigung Deutschlands, dasselbe zu tun. (kuk)