Welche politischen Folgen hat der Ukraine-Krieg bereits? Während die Kämpfe im Osten weiter toben, ist das Land noch näher an den Westen herangerückt. Die Feindschaft zwischen Ukrainern und Russen ist zementiert. Eine Bestandsaufnahme von Ferdinand Vogel.
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Ferdinand Vogel bringt es in seinem gewohnt guten Artikel auf den Punkt: Unabhängig vom Ausgang des Krieges steht der Westen in jedem Fall auf der Seite der Gewinner. Nun haben die Falken übernommen und Russland wird endlich als das gesehen, was es schon immer war und bleiben wird: Ein Todfeind. Vorbei sind die Zeiten, wo Deutschland – insb. von der SPD – an diesen Feind verraten wurde.
Russland hat nie verwunden, dass es schon längst nicht mehr in der Liga der Weltmächte mitspielt. Weder die Chinesen noch die USA sehen es noch auf Augenhöhe. Der damalige US-Präsident hat das Land bereits 2015 zutreffend als „Regionalmacht“ bezeichnet.
Wirtschaftlich konnte Russland durch die Jahrzehnte mit schlechter politischer Führung sein Potential nicht entfalten und ist deswegen heute hoffnungslos abgehängt. Die Kosten dieses Krieges stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Hinzu kommen die Wirtschaftssanktionen, denen Russland nur wenig entgegen setzen kann. Wohin solche Sanktionen langfristig führen, sieht man gut im Iran, welcher wie Russland außer Rohstoffen kaum etwas zu bieten hat.
Leid tun mir die Ukrainer, welche den Preis für die russischen Minderwertigkeitskomplexe zahlen müssen.
„Russland wird endlich als das gesehen, was es schon immer war und bleiben wird: Ein Todfeind.“
Derzeit ist Russland in der Tat auch unser Feind. Dass das immer so bleiben wird, hoffe ich nicht. Und dass das immer so war, ist auch nicht wahr: Gegen Napoleon stand Russland bekanntlich auf preußisch-(deutscher) Seite.
Staaten keine Freunde – aber auch keine Todfeinde! – sondern nur Interessen. Und die sollten sie so gut und so friedlich wie möglich zum Ausgleich zu bringen versuchen.
Als „Falke“ sehe ich das anders. Das Problem bei Russland ist nicht ein einzelner Präsident, sondern die russische Kultur. Diese sorgt zuverlässig dafür, dass die Russen sich ihren Nachbarn gegenüber aggressiv verhalten. So eine Kultur ändert sich nicht einfach – wenn überhaupt, dann dauert es mehrere Generationen.
Aus deutscher Perspektive betrachtet halte ich den folgenden Satz für den relevantesten im ganzen Artikel:
„Deutschland und viele Kernländer der EU stehen angesichts eines sich in die Länge ziehenden Krieges in der Ukraine mittlerweile mit heruntergelassenen Hosen da und müssen sich fragen, ob es richtig war, die eigenen Streitkräfte nach 1990 so zu demontieren.“
Diesen Satz sollten sich unsere Politische Klasse und insbesondere auch unser gesellschaftlicher Mainstream „hinter den Spiegel stecken“. Erwarten, daß dies geschieht, darf man nicht, im Gegenteil.
„Der Krieg in der Ukraine jährt sich nun zum ersten Mal, behaupten viele Medien. Dabei spricht einiges dafür, daß der Krieg in Wahrheit bereits 2014 mit der russischen Übernahme der Krim und dem darauffolgenden Krieg im Donbass begann.“
Selbst das ist noch zu kurz gesprungen.
Unter den Dortlebenden der Ukraine nach 1989 waren die „alten sowjetischen Kader“ die großen Verlierer. In den Wirren der nach1989schen Zeit war es möglich, daß in Kiew die Janukowytsch-Regierung an die Macht kam, die alten Kader. Eine höchst instabile Situation.
Es gab in der Ukraine „Kräfte“, die Janukowytsch mit demokratischen Mitteln ablösen wollten, und „Kräfte“, die dem gewaltsamen Weg vertrauten. Letztere waren erfolgreich, so daß Janukowytsch nicht abgewählt wurde sondern weggeputscht wurde.
Der Krieg begann zu dem Zeitpunkt als die gewaltbereiten Kräfte die Oberhand erlangten gegenüber den demokratischen. In Rußland stärkte der erfolgreiche Putsch ebenfalls die Gewaltbereiten zu Lasten der Diplomaten. Auch im „Westen“ waren einige (nicht alle) sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.
Der 24. Februar ist der Tag, an dem das Schießen begann. Und das Sterben.
Die Krieg jedoch begann schon früher.
Liebe JF, warum nicht einfach mal Georg Friedman von STRATFOR interviewen oder einfach sein YT Video von 2015 anschauen, in dem er freimütig erklärt, warum die Ukraine seitens USA gezielt auf einen Krieg mit Russland vorbereitet wird. Pro Tip: Es geht um Deutschland.
Oder den Spiegel Artikel von 2005 zur Kenntnis nehmen (Die Erben von Ghandi und Guevara)…
Diese wiederholte geschichtsvergessene, faktenferne bzw hochgradig selektive „Berichterstattung“ entlang plumper amerikanischer Narrative auf erbarmungswürdigen Niveau – das in dieser Qualität bei der JF zu lesen, ist wirklich bitter.
PS: Man wird dadurch, dass man Friedman oder die Historie zur Kenntnis nimmt, nicht automatisch zum Putintroll ider Fürsprecher des russischen Vorgehens.
By the way – wie bewertet der (Autor) Vogel eigentlich, dass Selensky mit dem Wahlversprechen gewählt wurde, Frieden für den Donbass zu erreichen? Und dies, nach gewissen Interventionen, vermutlich um seines Lebens willens, weit vor 2022 neu bewertet hat?
Im Grunde genommen ist das ein Wirtschaftskrieg, reich gegen arm,egal.Die amerikanischen Finanzinvestoren reiben sich schon die Hände.Selenski bettelt sich alles in den westlichen Ländern zusammen,benimmt sich wie ein kleiner Junge dem sein Sandhaufen kaputt geht. Seine Leute gehen nach Deutschland und wollen bleiben. Wer will auch schon zurück? Selenski sind seine Leute genauso egal wie es auch unsere mit uns treiben, nur zahlen müssen wir eben.Der deutsche Bürger ist der Meinung daß wir das schon schaffen und das ein zerschossenes Haus dann eben von der Versicherung bezahlt wird. Die mit Geld hoffen auf den großen Geldsegen an den Börsen wenn es zum Wiederaufbau kommt. Die ohne Geld ist es ohnehin egal was passiert. Die ukrainischen Mitbürger können sich eigentlich freuen.Keinen Selenski mehr, Geld von uns und nebenher einige Dienstleistungen in bar. Wäre nur fatal wenn der Russische Bär zu stark hustet und das Paradies Deutschland wie ein kaputter Ballon abschmiert.
„Selenski sind seine Leute genauso egal wie es auch unsere mit uns treiben“
Warum erzählen Sie uns eigentlich nichts über den fürsorglichen Umgang des lieben Onkel Putin mit seinen Russen?
In diesem Zusammenhang empfehle ich den heutigen NZZ-Artikel „Verbrauchsware Soldat – Russland behandelt seine Truppen wie den letzten Dreck“.
Der Konflikt ist militärisch deshalb so umfassend, weil es sich militärtechnisch gesehen definitiv um einen Krieg Nato gegen Russland handelt. Ohne Nato Berater und Nato Waffen wäre der Krieg längst zu Ende.
Dass ukrainische Soldaten mehr Eier haben als Bundeswehrsoldat*inen ist richtig. Aber bei genauerer Betrachtung sind die Verluste an Menschenleben auf ukr. Seite wesentlich höher. Das geht auf Dauer nicht gut. Die taktische Aufgabe von großen Teritorium der r. Armee bei einer großen mannschaftlichen Unterlegenheit sollte man nicht als riesigen ukr. Sieg feiern, sondern richtig einordnen. Im Sommer 42 hat die Rote Armee rieseige Gebiete kampflos geräumt, um dann in Stalingrad zuzuschlagen. So ähnlich ist es jetzt bei Bachmut, auch wenn die Armeen kleiner sind als damals.
Die Zahlen des Mossad bzgl. der Verluste auf beiden Seiten sind schockierend. 80-90% der Verluste sind auf Artillerie zurück zu führen.
Man konnte vor Monaten bereits lesen, dass Russland 7-10 mal mehr Granaten abfeuert. Wenn ich mir die Verlustzahlen des Mossad angucke dann scheint das Verhältnis beim Abfeuern der Granaten der Wahrheit zu entsprechen.
Kenne die Mosad Zahlen auch und halte sie für realistisch.
Die massenweise auftretende „Spezialisten“ in den Medien, die immer wieder unterstreichen, dass die r. Armee zu blöd ist großangelegte Offensiven durchzuführen übersehen, dass die Kriegsgegner auf ähnlichen technologischen Niveau sind und die Ukr. wesentlich mehr Soldaten einsetzt. Die US Army konnte im Irak fast ohne Opfer frei durchmaschieren, aber erst nachdem bei absoluter Luftüberlegenheit monatelang die Infrastruktur vernichtet wurde und der Gegner keine nennenswerte Artillerie hatte und keine Flugzeuge. Bei einer Luftabwehr und Artillerie auf ukr. Niveau ist so ein Durchmarsch nicht möglich, bzw. mit Opfer in Millionenhöhe verbunden.
Russland hat die Strategie angepasst und versucht eigene Opfer zu minimieren. Wahrscheinlich gehen der Ukr. eher die Soldaten aus als Russland die Granaten.
Herr Vogel, Ihre politische Sicht ist viel zu amerikanisch, um die Wirklichkeit zu begreifen!
Erstens ist die ukr. Gesellschaft kein homogenen Volk, sondern eher wie die Serben und Kroaten in Jugoslawien, nur dass sich alle als Ukrainer betrachten. Ein großer prorussischer Teil, der immer die „Partei der Regionen“ gewählt hat und nach dem 1.Putsch 2003 Janukowitsch wieder an die Macht brachte und die schon immer als Russlandhasser bekannte Westukrainer.
Zweitens hat sich seit 2014 durch den Wegfall von Krim und Donbass, Flucht von Millionen nach R die Zusammensetzung geändert und moralisch wie militärisch unter USA Führung massiv auf den Krieg vorbereitet. Oberste Führung wird von der USA incl. Informationen gesteuert. Der R. Operation verlief wie in Georgien, die Amis kannten es und hatten Rezepte dagegen.
Entgegen den Meldungen sieht es für die ukr. Armee sehr düster aus. Vor allem sind sie bei nachlassender Hilfe sofort ko. Und sie wird nachlassen, da der Westen seinen Wählern nicht mehr Schmerzen zumuten kann. Die Russen dagegen werden den Gürtel noch viel enger schnallen, wenn es sein muss. Die Ukraine wird geteilt, unklar ist nur die neue Grenzführung.
„Flucht von Millionen nach R“
Ach ja? Wie viele Millionen sind denn aus dem Donbass nach Russland geflohen?
Und in die Ukraine ist niemand von dort geflohen?
Schätzungsweise 2 Millionen sond aus dem Donbass nach R geflohen.
In einen sind sich alle Donbass einig, der halbe Donbass ist unter Fremdherrschaft. Die Einen meinen, der Osten ist russisch besetzt, die Anderen der Westen ist ukrainisch besetzt und muss befreit werden.
Das nach Ihrer Denke die Anderen nicht existieren ist bekannt. Ihre Meinung interessiert aber in Donbass niemanden.
Jedenfalls sind ca. eine Million Ukrainer in den freien Teil der Ukraine geflohen.
Wenn dann noch 2 Mio. nach Russland emigriert wären, müsste der Donbass ziemlich leer sein.
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Rußland schickt immer neue Soldaten in die Ukraine Foto: picture alliance/dpa/TASS | Vladimir Gerdo