Hunderte Muslime haben in Bradford, Leeds, Sheffield, Bolton, Blackburn und Birmingham gegen den neuen Film „The Lady of Heaven“ protestiert und den Cineworld-Konzern zum Abbruch der Vorführung gezwungen. Videoaufnahmen zeigten wütende bärtige Männer vor Kinos, die „Allahu Akbar“ rufen. Sie bezeichneten den Film als „blasphemisch“.
Der Kinokonzern teilte britischen Medien mit, man habe den Film aus Angst vor Gewalt zurückgezogen. Ein Sprecher sagte: „Aufgrund der jüngsten Vorfälle im Zusammenhang mit ‘The Lady of Heaven` haben wir entschieden, die kommenden Vorführungen landesweit abzusagen, um die Sicherheit unseres Personals und unserer Kunden sicherzustellen.“
Protests over The Lady Of Heaven film have taken place in Bradford, Leeds, Sheffield, Bolton, Blackburn and Birmingham.
The film about Prophet Muhammad’s daughter has been pulled by Cineworld after criticisms of ‚blasphemy‘.
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— Sky News (@SkyNews) June 10, 2022
Offenkundig gehen die Demonstrationen von sunnitischen Muslimen aus, die gegen eine schiitische Sicht auf Mohammeds Tochter protestierten.
Regisseur nennt Kino-Rückzieher „inakzeptabel“
Die Absage des Films in den Cineworld-Kinos wurden scharf kritisiert von Gruppen, die für die Meinungs- und Kunstfreiheit eintreten. Die „Free Speech Union“ schrieb einen Protestbrief an Cineworld-Chef Moshe Greidinger. Dieser habe sich intoleranten muslimischen Extremisten gebeugt. Cineworld betreibt in Großbritannien rund hundert Kinos.
Claire Fox, parteiloses Mitglied des Oberhauses, nannte die Absetzung des Films „desaströs für die Kunst und die gefährlich für die Redefreiheit“. Es sei eine Lektion für jene, die leugneten, daß die Identitätspolitik eine Gefahr für die Demokratie darstelle.
Der Produzent des Films, der Londoner Filmregisseur Malik Shlibak, nannte die Entscheidung des Kinokonzerns „inakzeptabel“. Damit beuge man sich „Extremisten und ihren Forderungen“, sagte Shlibak der Zeitung The Independent.
Erste islamische Kalifen als „Terroristen“ gezeigt?
Der Film „The Lady of Heaven“ über Mohammeds Tochter Fatimah enthält kritische Aussagen über wichtige Gestalten der frühen Islam-Geschichte wie Mohammeds Gefährten und den Kalifen Abu Bakr. Das Drehbuch hat ein schiitischer Geistlicher geschrieben. Er bezeichnete Fatimah als „erstes Opfer von Terrorismus“. Sie starb wenige Monate nach Mohammed. Der Ansicht schiitischer Muslime zufolge ist ihr Tod auf Verletzungen beim Angriff eines Mobs auf ihr Haus zurückzuführen, den Kalif Abu Bakr angeordnet hatte. Mohammed wird im Film nicht bildlich gezeigt.
Der muslimische Imam Shahid Ali, der die Proteste in Bradford organisiert hatte, warf dem Film vor, ein „falsches Narrativ der frühen Kalifen des Islam als Terroristen“ zu zeigen. Diese Figuren würden von der großen Mehrheit der zwei Milliarden Muslime auf der Welt verehrt. Der Film sei spalterisch und hetzerisch, sagte er dem TV-Sender Sky.
Wie die Zeitung The Telegraph meldete, hat sich den Protesten gegen den Film auch der Imam Qari Asim angeschlossen. Er ist ein Berater der Regierung zum Thema „Islamophobie“. In einer Petition fordern fast 130.000 Menschen, den Film aus allen britischen Kinos zu verbannen. (js)