In den Berichten über den Ukraine-Krieg dominieren Bilder von brennenden Gebäuden, Explosionen und zerstörten Panzern sowie Soldaten beider Konfliktparteien. Doch neben der konventionellen Kriegsführung tobt offenbar auch an einer unsichtbaren Front der Kampf. In den vergangenen Tagen ließen zunächst Berichte über russische Cyber-Attacken aufhorchen.
So sollen russische Computer-Hacker versucht haben, die Facebook-Konten von prominenten Ukrainern anzugreifen. Zudem sollen sie gezielt Falschinformationen rund um den Ukraine-Konflikt verbreitet und sich dazu auch in Mail-Konten von ukrainischen Soldaten eingewählt haben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Demnach steht die Gruppe Conti im Dienst des Kreml. Ihre Mitglieder seien bislang dadurch aufgefallen, daß sie Millionen von Dollar von US-amerikanischen und europäischen Unternehmen erpreßten. In einem Blog-Eintrag erklärten sie nun ihre Loyalität zu Rußlands Präsident Wladimir Putin. „Wenn jemand beschließt, einen Cyberangriff oder irgendwelche Kriegsaktivitäten gegen Rußland zu organisieren, werden wir alle unsere möglichen Ressourcen einsetzen, um die kritischen Infrastrukturen eines Feindes anzugreifen.“
Hacker posten Anleitungen für Attacken
Doch auch die Ukraine kann auf eine eigene Hacker-Armee zählen, wie das Portal Cybernews meldete. Auf Twitter verkündete beispielsweise die Gruppierung Anonymous am Sonntag, sie habe die russische Militärkommunikation abgefangen. In weiteren Beiträgen gab sie an, Hacker-Gruppen hätten sich ebenfalls auf die Seite der Ukraine geschlagen und attackierten die russische Infrastruktur. Betroffen seien unter anderem Gaswerke und die Sber Bank.
The official website of the #Russian government and 1,500 other websites have been taken down.
website: https://t.co/nFpupFL3jG
More attacks are coming from #Anonymous and us in support of #Ukraine and its people.#Ukrania #OpRussia #RussianArmy pic.twitter.com/mL3EeERS8H
— 1LevelCrew (@1levelcrew) February 27, 2022
JUST IN: Hacking group GNG, affiliated with #Anonymous hacks and leaks database of #Russia’s SberBANK in support of Ukrainian people. #OpRussia #Cyberwar #OpKremlin #StandWithUkriane #FreeUkraine pic.twitter.com/awvKD16ocl
— Anonymous TV 🇺🇦 (@YourAnonTV) February 27, 2022
Zum Beweis posteten die pro-ukrainischen Hacker Listen, die E-Mail-Adressen von Angehörigen des russischen Verteidigungsministeriums zeigen sollen. Daneben präsentierten sie auch Anleitungen, wie sich Nutzer der sozialen Medien selbst an den Attacken beteiligen könnten.
Welchen Einfluß haben Hacker-Angriffe?
Offenbar folgen viele Hacker-Gruppierungen einem Aufruf der Ukraine, sich dem Kampf gegen Rußland anzuschließen und auf ihre Art einen Beitrag zu leisten. Kenner der Hacker-Szene vermuteten bereits, daß der stockende russische Vormarsch in der Ukraine auch mit den Cyber-Angriffen zusammen hängen könnten. So könnten sie für Nachschubprobleme mitverantwortlich sein. Sollte zudem Moskaus Militärkommunikation entschlüsselt sein, würde das auch einige überraschende Abwehrerfolge der ukrainischen Truppen erklären.
Jedoch sind Informationen von den unsichtbaren Schlachtfeldern noch schwerer zu überprüfen, als die Bilder und Videos, die aus den Kampfgebieten stammen sollen. Daß Sicherheitskreise die Gefahr der Cyber-Kriegsführung ernst nehmen, zeigen jedoch nicht zuletzt steigenden Ausgaben der Regierungen, um sich dagegen zu wappnen.