WIEN. Nach heftiger Kritik hat die „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ seine Landkarte mit moslemischen Vereinigungen und Moscheen in Österreich teilweise abgeschaltet. Der Zugang zu der Website solle künftig nur noch nach einer Registrierung möglich sein, sagte der Leiter des Beirats der Dokumentationsstelle, Mouhanad Khorchide, der Wiener Wochenzeitung Der Falter. Derzeit seien einige Funktionen wie etwa die Suche nicht verfügbar.
Der Projektbetreiber Ednan Aslan von der Universität Wien dementierte gegenüber der Nachrichtenagentur APA Berichte, wonach die „Islam-Landkarte“ vom Netz genommen werden soll. „Wir lassen unsere wissenschaftliche Arbeit weder durch rechtsextreme Vereinnahmung noch durch islamistische Drohungen zunichte machen.“ Sobald die entsprechenden technischen Änderungen vorgenommen worden seien, würde das Projekt wieder vollständig online gehen.
Auf der Karte sind mehr als 600 islamische Organisationen, Verbände und Moscheen in Österreich verzeichnet. Islamverbände und linke Politiker hatten das Projekt scharf kritisiert. Durch dieses sei die Sicherheit von Islamvertretern in Österreich gefährdet, außerdem würden Vorurteile gegen Moslems geschürt.
„Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe.“
Am Mittwoch hatte die Gruppe „Patrioten in Bewegung“ vor mehreren Einrichtungen in Wien Schilder mit der Aufschrift „Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe.“ aufgehängt. Darunter stand ein Verweis auf die „Islam-Landkarte“. In einer Stellungnahme teilte die Gruppe mit, die Hinweise seien vor „radikalen Moscheen“ angebracht worden.
🎥 Ein Videozusammenschnitt der Aktion wurde uns zugeschickt.
▪️ Dazu übermittelten die Aktivisten eine Tabelle, basierend auf den Daten der Islamlandkarte. pic.twitter.com/jiSEhvdRmy
— Widerstand in Bewegung (@WiderstandB) June 2, 2021
Am Dienstag hatte Österreichs Innenministerin Susanne Raab (ÖVP) Kritik an dem Projekt zurückgewiesen. „Es geht um den gemeinsamen Kampf gegen den politischen Islam als Nährboden für Extremismus“, sagte sie der Welt. In Deutschland forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer gegenüber der JUNGEN FREIHEIT, es brauche auch hierzulande eine solche Karte. Auch die AfD sprach sich dafür aus. (ls)