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65. Jahrestag des Volksauftsands in Ungarn: „Wir müssen die Flamme der Freiheit hochhalten“

65. Jahrestag des Volksauftsands in Ungarn: „Wir müssen die Flamme der Freiheit hochhalten“

65. Jahrestag des Volksauftsands in Ungarn: „Wir müssen die Flamme der Freiheit hochhalten“

Ungarn Budapest
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Demonstration zur Erinnerung an den 65. Jahrestag des ungarischenn Volksaufstandes in Budapest Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Laszlo Balogh
65. Jahrestag des Volksauftsands in Ungarn
 

„Wir müssen die Flamme der Freiheit hochhalten“

Anläßlich des 65. Jahrestags des ungarischen Volksaufstands erinnerten in Budapest Zehntausende an die Opfer für die Freiheit und den Kampf gegen die sowjetische Herrschaft. Ministerpräsident Viktor Orbán nutzte den Tag, um seine Anhänger auf den bevorstehenden Wahlkampf einzuschwören.
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Am gestrigen Tag gedachte man in Ungarn dem 65. Jahrestag der Revolution und dem Freiheitskampf, der am 23. Oktober 1956 in Budapest seinen Anfang nahm. Ungarische Studenten der Technischen Universität hatten am 22. Oktober 1956 eine Erklärung verfaßt, in der sie die nationale Unabhängigkeit Ungarns forderten.

Tags darauf gingen sie auf die Straßen Budapests, um ihre Forderungen zu unterstreichen und auch gleichzeitig ihre Solidarität mit den Polen auszudrücken. Im polnischen Posen war es zu einem Arbeiteraufstand gekommen und der lange inhaftierte Władysław Gomułka wurde zum Chef der Kommunistischen Partei Polens gewählt – gegen der Willen der Sowjets.

Den Studenten schlossen sich Tausenden Einwohner von Budapest an und man zog gemeinsam zum Regierungsgebäude und zum Rundfunkgebäude, wo sie ihre Forderungen über den staatlichen Hörfunk verbreiten lassen wollten. Doch dazu kam es nicht, denn aus dem Inneren wurde das Feuer auf sie eröffnet. Die Demonstranten bewaffneten sich, auch mithilfe ungarischer Soldaten, und stürmten das Gebäude. Am Abend versammelten sich über 200.000 Menschen vor dem ungarischen Parlament. Die Demonstrationen weiteten sich auf das ganze Land aus.

Der sowjetischen Besatzungsmacht wurde es zu viel und der Rest ging in Geschichtsbücher als ungarischer Volksaufstand ein. Diesen und auch dem späteren Sieg über den Kommunismus wurde gestern in Ungarn gedacht.

Anläßlich dieses 65. Jahrestags fanden im ganzen Land Feierlichkeiten statt, die größten davon Hauptstadt. Zsófia Rácz, stellvertretende Staatssekretärin für Jugend, sagte der JUNGEN FREIHET: „Der 23. Oktober 1956 ist eine Feier des Mutes der ungarischen Jugend. Das diesjährige Motto „Nie wieder“ vermittelt die Botschaft, daß wir jungen Menschen niemals ruhen dürfen und unermüdlich die Flamme der Freiheit an vorderster Front hochhalten müssen, selbst in den schwierigsten Zeiten.“

Erinnerung an Massendemonstrationen von 2006

Teilnehmer des Fiedensmarsches Foto: Filip Gaspar

Die Feierlichkeiten konnten auch totz der anhaltenden Corona-Pandemie stattfinden. Laut dem Staatssekretär für Kommunikation, Zoltán Kovács, hätten die staatlichen Virologen keine Einwände geäußert.

Der Tag begann mit dem feierlichen Hissen der ungarischen Nationalflagge vor dem Parlament. Doch neben dem historischen Ereignis vor 65 Jahren erinnerte man auch an den 15. Jahrestag der Massendemonstrationen gegen die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány. Auslöser der Demonstrationen 2006 war ein geleaktes Gespräch, in dem er seinen engsten Mitarbeitern gestanden hatte, die Öffentlichkeit jahrelang über den desaströsen Zustanden des Landes belogen zu haben. Im kommenden Frühjahr stehen in Ungarn Wahlen.

Gaal Gergely, ehemaliger Abgeordneter im ungarischen Parlament und jetzt Ministerialbeauftragter im Amt des Premierministers sagte der JF: „Wenige Monate vor einer entscheidenden Wahl, bei der die Nachfolgepartei der Kommunisten zusammen mit der extremen Rechten und einem als Konservativen getarnten politischen Abenteurer (Márki-Zay) an die Macht zurückkehren will, zollen wir Ungarn auf dem Friedensmarsch den außerordentlichen Leistungen der von Viktor Orbán geführten Regierung in den letzten elf Jahren unseren Respekt.“

Auch Polen und Italiener auf Demonstration

Delegation aus Italien Foto: Filip Gaspar

Der wollte sich gebotene Bühne ebenso wenig entgehen lassen wie sein frisch von der Opposition gekürter Herausforderer Péter Márki-Zay. Der parteilose Márki-Zay hatte sich sich gegen Klára Dobrev, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Ehefrau von Ferenc Gyurcsány sowie gegen den Bürgermeister von Budapest, Gergely Karácsony, durchgesetzt.

Dabei waren beiden weitaus bessere Chancen im Rennen als Herausforderer Orbáns ausgerechnet worden. Deswegen sah man am Sonnabend neben den zahlreichen Ungarnflaggen auch Schilder auf denen stand „Stop Gyurcsány“. Die Meinung, daß Gyurcsány als Chef der größten Ungarischen Oppositionspartei „Demokratikus Koalíció“ der wahre Strippenzieher hinter Márki-Zay ist und dessen Unterstützung für einen Sieg gegen Orbán entscheidend ist, ist weit verbreitet.

Es waren abe nicht nur Ungarn an diesem Tag nach Budapest zum Friedensmarsch gekommen. Auch mehrere polnische Flaggen waren zu sehen. Laut eines polnischen Teilnehmers waren über 1.500 Polen angereist, um sich beim ungarischen Volk zu bedanken. Auch Vertreter des italienischen Gewerkschaftsbunds „Unione Generale del Lavoro (UGL)“ waren gekommen. Auf ihrem Banner stand groß in Italienischer und ungarischer Sprache: „Vorwärts Jungs und Mädchen von Budapest!“

Der Wahlkampf beginnt

Demonstrationszug in Budapes Foto: Filip Gaspar

Der 9. Friedensmarsch des „Ziviler Zusammenschluß-Forum“ (CÖF), einer regierungs- und Orbán freundlichen Organisation, begann um 14 Uhr. Am Rande des Aufzugs sagte Csaba Gór, Kandidat der Fidesz in Budapest, der JF: „Wir Ungarn haben sowohl den Kommunismus als auch die sowjetische Besatzung überlebt. Wir haben den kommunistischen Parteistaat gestürzt und die Sowjets nach Hause geschickt. Manche Menschen in Europa und Ungarn betrachten ein selbstbewußtes und unabhängiges nationales Denken nicht als Tugend, sondern eher als ein Hindernis. Deswegen müssen wir heute wieder für die Freiheit, für die nationalen Ideale, für ein christliches Europa auf die Straße gehen!“

Laut regierungsnahen Medien kamen mehr als 100.000 Menschen zu der Demonstration, die mit einer Rede Orbáns Anhängern und der Bereitschaftspolizei bei den Unruhen von 2006 zum Jahrestag der Revolution von 1956. Ebenso, daß es Jahre gedauert habe, um das von der linken Regierung hinterlassene Chaos zu beseitigen. Aber es sei gelungen, Ungarn wieder auf die Beine zu stellen.

„Vor fünfzehn Jahren, genau zu dieser Zeit, standen sich hier an der Ecke der Straßen Andrassy und Bajcsy-Zsilinszky Vergangenheit und Gegenwart gegenüber.“ Ein klarer Seitenhieb gegen Gyurcsány.

Seitenhieb auf EU

„Auf der einen Seite waren Tränengasgranaten, Gummigeschosse, nicht identifizierte Polizisten in Zivil und Wasserwerfer“, erzählte Orbán. „Auf der anderen Seite stand eine betrogene und gedemütigte Nation, die wieder einmal gezwungen war, sich anzuhören, daß sie von morgens bis abends belogen worden war.“ Auch einen Seitenhieb auf die EU verkniff er sich nicht. Mit Blick auf deren Energie- und Migrationspolitik werde Ungarn auch „ein drittes Mal“ Recht behalten. Das gleiche gelte für das geplante Referendum an, zum ungarischen Kinderschutzgesetz mit dem Ungarn zum ersten Land in Europa werde, daß sich der „aggressiven LGBTQ-Propaganda“ den Zugang zu den Schulen verwehre.

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Orbán rief seine Landsleute dazu auf, sich am „Kampf zu beteiligen“, um die Sicherheit der ungarischen Familien, die Grenzen, Gehälter, Renten und vor allem ihre Kultur, Sitten und Sprache zu schützen.“

Seine Rede endete der Premierminister mit den Worten: „Wir sind gekommen, wir haben gesehen und wir werden wieder gewinnen. Der Herr schaut vor allem auf uns und Ungarn! Vorwärts Ungarn! Vorwärts Ungarn und Ungarinnen!

Demonstration zur Erinnerung an den 65. Jahrestag des ungarischenn Volksaufstandes in Budapest Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Laszlo Balogh
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