EDINBURGH. Für weibliche Hygieneprodukte wie Tampons oder Binden wird in Schottland in Zukunft der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Wie das schottische Parlament am Mittwoch beschlossen hat, erhalten Frauen künftig Hygieneprodukte kostenlos in Jugendclubs, Gemeinschaftszentren oder Apotheken, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Kosten dafür belaufen sich demnach auf über 28 Millionen Euro pro Jahr. Das Parlament traf die Entscheidung einstimmig bei einer Enthaltung. Derzeit sitzen dort neben 62 Abgeordneten der sozialistischen SNP auch 31 Tories und 23 Parlamentarier von Labour. Die Abgeordneten müssen dem Gesetz nun noch in zweiter Lesung zustimmen, was allerdings als Formsache gilt.
Menstruation normalisieren
Die Initiatorin, Monica Lennon (Labour), pries den Entwurf zuvor als „Meilenstein, um Menstruation in Schottland zu normalisieren und ein echtes Signal an die Menschen in diesem Land zu senden, wie ernst das Parlament die Gleichstellung der Geschlechter nimmt“. Alison Johnstone von den Grünen ergänzte, es sei nicht hinnehmbar, daß Frauen „finanziell für eine natürliche Körperfunktion bestraft“ würden.
In Deutschland hatte zuletzt der Bundestag die Senkung der Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte beschlossen. Frauen zahlen dafür seit diesem Jahr nur noch den ermäßigten Satz von sieben statt wie bisher 19 Prozent. Die Steuer auf weibliche Hygieneprodukte liegt in Großbritannien derzeit bei fünf Prozent. Zuletzt hatte Ex-Premierminister David Cameron eine Streichung der Steuer ins Spiel gebracht. Allerdings hatte er damals argumentiert, ihm seien aufgrund von EU-Regeln die Hände gebunden. (tb)