LONDON. Der ehemalige britische Regierungschef Tony Blair hat ein neues Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU gefordert. „Angesichts der enormen Uneinigkeit darüber, was der Brexit wirklich bedeutet und wie er aussehen soll, wäre es das Logischste, die Leute noch einmal zu fragen, ob sie noch weitermachen wollen“, sagte der ehemalige Labour-Politiker dem Handelsblatt.
Blair verwies auf die wirtschaftliche Dimension des Votums. „Wir haben komplizierte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sowie Lieferketten. Das Ende unserer Mitgliedschaft im Binnenmarkt ist wirtschaftlich sehr schmerzhaft.“
„Haben die Folgen des Brexit nicht verstanden“
Den derzeit von der britischen Premierministerin Theresa May angestrebten weichen Brexit bezeichnete Blair als sinnlos. „Die Alternative wäre ein harter Brexit und der Austritt aus dem Binnenmarkt mit all seinen wirtschaftlichen Schäden. Das wußten wir vor zweieinhalb Jahren nicht. Damals haben wir die Folgen des Brexits nicht komplett verstanden.“ Im Vorfeld der Abstimmung 2016 seien falsche Behauptungen aufgestellt worden, die das Ergebnis beeinflußt hätten.
Die Konsequenz aus dem Brexit seien ein Wertverlust des britischen Pfund und ein Rückgang des wirtschaftliches Wachstums. Bislang habe kein modernes Land jemals versucht, die Liberalisierung seiner Handelspolitik systematisch zurückzudrehen, wie dies durch einen Austritt aus der EU geschehe, gab Blair zu Bedenken. (ag)