PARIS. Bei Protesten der französischen „Gelbwesten“-Bewegung in Paris ist es erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Gleich zu Beginn der Demonstration auf der Prachtstraße Champs-Élysées bewarfen dutzende Demonstranten die Sicherheitskräfte mit Steinen und Pyrotechnik, berichtet die französische Tageszeitung Le Figaro. Am Nachmittag seien Autos angezündet und an mehreren Stellen brennende Barrikaden errichtet worden.
Die Behörden hatten rund 5.000 Polizisten mobilisiert. Sie setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen die Randalierer ein. Mehr als 150 Personen wurden nach Angaben der Regierung bereits festgenommen. Rund 60 Personen seien verletzt worden, darunter drei Polizisten. Innenminister Christophe Castaner sprach von 1.500 gewaltbereiten „Unruhestiftern“, die sich nahe den Champs-Élysées versammelt hätten und sich prügeln wollten. „Unsere Sicherheitskräfte sind präsent und drängen die Randalierer zurück“, schrieb Castaner auf Twitter.
In #Paris brennt es wieder. Dritter Protestsamstag der #Gelbwesten in Folge. Geschäfte auf den #ChampsElysees haben sich komplett verbarrikadiert. Ringsherum heftige Ausschreitungen und schwere Schäden. pic.twitter.com/1ne8qsggun
— ARD Studio Paris (@ARDStudioParis) 1. Dezember 2018
„Gelbwesten“ singen Nationalhymne
Die „Gelbwesten“ forderten bei ihrem Protest immer wieder lautstark den Rücktritt des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dazu sangen sie die französische Nationalhymne und schwenkten die französische Fahne.
Folge 105 der Serie „Überraschende Begegnungen mit Marseillaise-Chören“. Hier auf dem Rückweg vom Spielplatz, Rue de Rivoli. #GiletsJaunes laufen sich warm. pic.twitter.com/x93B08y7s6
— Nadia Pantel (@NadiaPantel) 1. Dezember 2018
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie einige Demonstranten sich am Grabmal des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen versammelten, um es vor Randalierern zu schützen.
???? Bravo aux #GiletsJaunes qui ont fait rempart de leurs corps en chantant la Marseillaise pour protéger la flamme du soldat inconnu contre les casseurs. Vous êtes le peuple de France se dressant contre la racaille ! ?? MLP #1erDécembre pic.twitter.com/79EvSTaBGM
— Marine Le Pen (@MLP_officiel) 1. Dezember 2018
Es sind die heftigsten Proteste seit Beginn der Amtszeit Macrons vor 18 Monaten. Bereits das dritte Wochenende in Folge demonstriert die Protestbewegung in Frankreich gegen steigende Spritkosten und die Reformpolitik der Regierung. Der Ärger richtet sich auch direkt gegen Präsident Emmanuel Macron, dessen Politik viele als abgehoben empfinden. Das Teilnehmerspektrum in der Bewegung ist sehr diffus und reicht von Links- bis Rechtsaußen. Hinter den „Gelbwesten“ steht keine Gewerkschaft und keine Partei.
Auch in anderen Städten kam es zu Protesten
Am Samstag gingen rund 36.000 Personen im ganzen Land auf die Straße, in der französischen Hauptstadt waren es nach Angaben von Premierminister Edouard Philippe etwa 5.500. In Charleville-Mézières in den Ardennen kam es am Rande einer Demonstration der „Gelbwesten“ ebenfalls zu Ausschreitungen und drei Verhaftungen.
„Seit heute Morgen, haben 500 bis 600 Demonstranten schwere Gewalttaten und Schäden an Stadtmobiliar mit Bränden verübt“, sagte die stellvertretende Präfektin der Ardennen, Marie Cornet, der Nachrichtenagentur AFP. Geschosse, einschließlich Boulespielbälle, seien abgefeuert worden, was zur Verletzung eines Polizisten geführt habe. Bereits am vergangenen Wochenende war es zu schweren Ausschreitungen auf dem Pariser Champs-Élysées gekommen. (ha)