JERUSALEM. Israel hat Vorwürfe des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Streit um Sicherheitsmaßnahmen am Jerusalemer Tempelberg zurückgewiesen. „Die Tage des Osmanischen Reiches sind vorbei“, hieß es in einer Stellungnahme des israelischen Außenministeriums mit Blick auf Erdogans Selbstverständnis. Die Anschuldigungen des türkischen Präsidenten seien „absurd, unbegründet und verzerrt“.
Erdogan hatte israelische Sicherheitsbemühungen an der drittheiligsten Stätte des Islam gerügt: „Jeder, der Israel kennt, weiß, daß die Restriktionen an der Al-Aqsa Moschee nicht wegen Sicherheitsbedenken in Kraft sind“, sagte er. Israel profitiere von der Schwäche der Moslems, um „seine illegalen Methoden in Jerusalem“ auszuführen. „Wir werden nicht schweigen zu Al-Aqsa“, versprach er seinen Anhängern.
Kameras statt Metalldetektoren
Israel hatte an den Eingängen des Areals Metalldetektoren angebracht, nachdem dort am 14. Juli drei palästinensische Terroristen zwei israelische Grenzpolizisten ermordet hatten. Nach massiven gewalttätigen Ausschreitungen von Palästinensern, bei denen es auch Tote gab, ruderte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zurück. Nun sollen spezielle High-Tech-Kameras am Tempelberg für eine Verbesserung der Sicherheitssituation sorgen.
In der Vergangenheit war der türkische Präsident immer wieder mit antiisraelischen Ausfällen aufgefallen. Im Mai hatte er Israels Besetzung Jerusalems eine Beleidigung für die Moslems genannt. Zudem verglich er Israel mit dem Apartheidsregime in Südafrika.
Der Tempelberg ist sowohl Juden als auch Moslems heilig. Für die Juden ist der „Har Habajit“ (Berg des Hauses) der Ort, an dem der Messias den dritten Tempel errichten wird – genau an dem Ort also, wo sich bereits die ersten beiden jüdischen Tempel befanden. Heute ist davon nur noch die westliche Außenmauer des Herodianischen Tempels (Klagemauer) erhalten.
Jordanien kontrolliert den Tempelberg
Für die Moslems ist die auf dem Haram al-Scharif (Edles Heiligtum) erbaute Al-Aqsa-Moschee der Endpunkt der legendären Nachtreise des Propheten Mohamed. Nach dem Sieg im Sechs-Tage-Krieg 1967 übernahm Israel kurzfristig die Kontrolle über den Tempelberg, legte diese aber schon kurz darauf wieder in die Hände der Waqf-Behörde, die wiederum unter der Kontrolle des jordanischen Königs steht. (tb)