PARIS. Frankreichs Regierung hat angekündigt, den bisherigen Zeitplan für eine Energiewende hin zu weniger Atomstrom auszusetzen. „Wir müssen es sehr wahrscheinlich auf 2030 verschieben, spätestens bis 2035“, sagte Umweltminister Nicolas Hulot (En marche) dem Sender BFMTV. „Viele wußten, daß es sich nicht erreichen läßt“, verteidigte er den am Dienstag verkündeten Kabinettsbeschluß. Das Ziel, den Atomanteil an der Stromproduktion auf 50 Prozent zu senken, war ursprünglich für 2025 angesetzt.
Hätte die Regierung am geplanten Datum festgehalten, wäre das zum Nachteil der Klima-Ziele geschehen, argumentierte Hulot. Denn dann müsse im Gegenzug die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen angekurbelt werden.
Gleichzeitig wären „voraussichtlich zwischen 17 und 25“ Atomreaktoren in Frankreich abgeschaltet worden. Zum Atompark gehören derzeit 58 Reaktoren, die rund drei Viertel des französischen Stroms produzieren. Viele gelten als veraltet und pannenanfällig.
AKW an deutscher Grenze soll bald geschlossen werden
Hulot bekräftigte den Willen der Regierung, das AKW in Fessenheim, Nahe der deutschen Grenze, innerhalb der Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron zu schließen. Es soll voraussichtlich Ende 2018 vom Netz gehen, wenn ein neuer Druckwasserreaktor im nordfranzösischen Flamanville den Betrieb aufnimmt.
Von Umweltschützern und der Opposition kam scharfe Kritik am Kurs der Regierung. Greenpeace warf dem Minister einen „schweren Fehler“ vor. Ohne ein klares Bekenntnis zum Atomausstieg könnten sich erneuerbare Energien nicht entwickeln, mahnte die Umweltorganisation. (ha)