BUDAPEST. Ungarn hat sich gegen die Vorwürfe des neuen österreichischen Bundeskanzlers Christian Kern (SPÖ) gewehrt, das Land betreibe eine restriktive Asylpolitik. In Wirklichkeit sei Wiens Umgang mit Asylsuchenden „bigott und von Frustration getragen“, sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto der Nachrichtenagentur MTI. „Zu glauben, der Kanzlerwechsel würde zu einem Wechsel der politischen Kultur führen, ist eine Illusion“.
Zuvor hatte Kern mit Blick auf das starke Abschneiden des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer bei der Bundespräsidentenwahl davor gewarnt, auf restriktive Lösung zurückzugreifen. „Zu glauben, daß man bei der Asylproblematik das Problem wegzaubern kann, indem man den Eindruck vermittelt, daß Reformieren bedeutet, Österreich in einen autoritären Führerstaat zu verwandeln, ist eine Illusion“, sagte Kern. „Nicht einmal der Herr Orbán kann sich wünschen, die Flüchtlinge wegzubeamen, wie wir anhand der jüngsten Entwicklungen sehen.“
Auch FPÖ-Chef Heinz Christian Strache sagte am Dienstag abend im öffentlich-rechtlichen Sender ORF, Kern habe mit seinen Äußerungen über Ungarn „Gräben aufgerissen“. Ungarns Ministerpräsident Victor Orbán hat während der Asylkrise den Bau von Grenzzäunen durchführen lassen, um eine illegale Einreise von Asylsuchenden zu verhindern. (ls)