BERLIN. Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors hat die weltweite Verfolgung von Christen angeprangert. Insgesamt seien rund 100 Millionen Christen davon betroffen. Sie seien damit „die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft“ der Welt, sagte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode.
Dazu veröffentlichte die Organisation den Weltverfolgungsindex 2016, der die Staaten auflistet, die Christen diskriminieren und bekämpfen. „In 35 der 50 Länder des Weltverfolgungsindex ist der islamische Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen“, stellte Open Doors klar.
Platz 1: Nordkorea
Das kommunistische Land führt den Verfolgungsindex zum vierzehnten Mal in Folge an. Christen gelten in dem Land als Feinde des Staates und müssen damit rechnen, in Arbeitslager gesteckt zu werden. „Wenn Christen entdeckt werden, verlieren sie alles. Sie werden verhört, um ihre Netzwerke aufzuspüren. Sie und auch ihre gesamte Familie werden jahrelang Elend in den Arbeitslagern erleiden“, berichtet Open Doors.
„Sich unter diesen Umständen mit anderen Christen zu treffen, ist nahezu unmöglich. Jeder, der in verborgene religiöse Aktivitäten verwickelt ist und entdeckt wird, erlebt Diskriminierung, Inhaftierung, Willkür, Verschleppung, Folter und öffentliche Hinrichtung.“
Platz 2: Irak
Christen leiden im Irak unter ethnischen Säuberungen des Islamischen Staates. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage werden sie jedoch auch in von der Regierung kontrollierten Gebieten verfolgt. „Islamisch extremistische Gruppen betreiben eine regelrechte religiöse Säuberung. Sie streben an, den Irak zu einem rein islamischen Land zu machen. Seit der US-geführten Invasion des Irak im Jahr 2003 verschlechtert sich die Situation kontinuierlich“, heißt es dazu von Open Doors.
Platz 3: Eritrea
Die Regierung hat in den vergangenen Jahren den Druck auf Christen deutlich erhöht. Besonders Konvertiten werden von islamischen Gruppen unter Duldung der schwachen Zentralregierung verfolgt. „Als Resultat staatlich verhängter Gewalt ziehen viele eritreische Christen die Auswanderung auf lebensgefährlichen Routen durch den Sudan und Libyen einem Bleiben in ihrem Land vor. Häuser von Christen wurden geplündert, attackiert und beschädigt. Zudem wurde bekannt, daß Mitarbeiter des eritreischen Sicherheitsdienstes in die systematische Folter und Prügel von Christen involviert waren“, berichtet Open Doors.
Platz 4: Afghanistan
Die Verfassung des Landes legt fest, daß kein Gesetz den Lehren und Grundlagen der „heiligen Religion“ des Islam entgegenstehen darf. Christen genießen keine Religionsfreiheit. Konvertiten droht die Todesstrafe. „Als Christ den Glauben offen zu zeigen, ist schlicht unmöglich; selbst bei dem Verdacht, jemand könnte sich dem christlichen Glauben geöffnet haben, wurden Berichten zufolge bereits Geschäfte und Läden zerstört“, mahnte das Hilfswerk.
Platz 5: Syrien
Islamisten und Gegner von Präsident Baschar al-Assad verüben regelmäßig Massaker an Christen in den von ihnen besetzten Gebieten. Besonders der „Islamische Staat“ macht systematisch Jagd auf Anhänger des Christentums. In Regionen, die von der Regierung gehalten werden, ist die Lage für Christen dagegen deutlich besser.
„Extremistische Muslime spielen in der gegen Christen gerichteten Gewalt eine herausgehobene Rolle. In einer kürzlich veröffentlichten Zeitschrift wurde erklärt, IS-Kämpfer seien berechtigt, versklavte Nicht-Muslimas zu vergewaltigen. Open Doors liegen zahlreiche Bericht von Christen vor, die entführt, körperlich mißhandelt und getötet wurden“, prangert die Organisation an.
Auf den Plätzen sechs bis zehn folgen Pakistan, Somalia, der Sudan, der Iran sowie Libyen.