LONDON. Die britische Polizei hat zwischen 2010 und 2014 über 11.000 sogenannte „Verbrechen im Namen der Ehre“ gezählt. Darunter fallen strafbare Handlungen, die zur angeblichen Wahrung, Sicherung oder Wiederherstellung der Familienehre begangen wurden. Häufig stammen die Täter aus dem islamischen Kulturkreis.
Es ist die erste Untersuchung dieser Art und beinhaltet Verbrechen wie körperliche Gewalt, Zwangsheirat, Entführung, weibliche Genitalbeschneidung oder Ehrenmord. Hierzu wurden die Daten von 39 der insgesamt 52 britischen Polizeibereiche ausgewertet.
Polizei bedauert Versäumnisse
Diese Gewaltverbrechen waren bisher „weitgehend nicht auf dem Radar der meisten Behörden, einschließlich der Polizei“, räumte der für die Erhebung verantwortliche Polizeichef Mak Chishty gegenüber der BBC ein: „Es gab in der Vergangenheit schwere Versäumnisse, die wir sehr bedauern.“ Künftig werde die Polizei aber auf Anzeichen dieser Art von Verbrechen sensibler reagieren. „Ehrbasierte Gewalt ist nun nicht länger mehr ein Außenseiterthema.“
Die Leiterin der Organisation Rechte für iranische und kurdische Frauen, Diana Nammi, forderte angesichts der Studie eine nationale Strategie, bei der Behörden – einschließlich Polizei, Justiz und Schule – zusammenarbeiten sollten. „Unglücklicherweise zeigt die Studie nicht das wahre Außmaß des Problems. Sehr viele Verbrechen werden nicht registriert, weil die Täter oft die eigene Familie des Opfers sind“, kritisierte sie. (FA)