Radikale Islammilizen sind in vielen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens auf dem Vormarsch. Die JUNGE FREIHEIT gibt einen Überblick der wichtigsten Ereignisse in den vergangenen Tagen.
Libyen: Nachdem Staatschef Muammar al-Gaddafi mit Unterstützung westlicher Staaten gestürzt wurde, befindet sich das Land in einem fortschreitenden Zerfall. Am Wochenende hatte die radikale Islammiliz Fadschr Libia (Libyens Morgendämmerung) nach heftigen Gefechten den zerstörten Flughafen von Tripolis eingenommen. Danach zogen Fadschr-Kämpfer plündernd durch die Hauptstadt. Auch das Haus von Regierungschef Abdullah al-Thinni wurde gebranntschatzt.
Nigeria: Die Islammiliz Boko Haram hat am Dienstag im Nordosten des Landes ein eigenes Kalifat ausgerufen. Kämpfer der radikalen Organisation hatten Anfang August die Stadt Gwoza eingenommen und gegen mehrere Rückeroberungsversuche des nigerianischen Militärs verteidigt. „Wir haben das nicht allein geschafft“, wird der Anführer Abubakar Shekau von der Welt zitiert. „Wir waren die Instrumente Allahs. Allah wird den Islam nutzen, um Gwoza, Nigeria und die ganze Welt zu beherrschen.“
Irak: Zwar gelang kurdischen Peschmerga-Milizen mit westlicher Militärhilfe die Rückeroberung des strategisch wichtigen Staudamms bei Mossul im Nordosten des Landes. Nach kurdischen Angaben setzten die Kämpfer des Islamischen Staates jedoch ein Ölbohrloch bei Sumar etwas weiter südlich in Brand. IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi kündigte eine baldige Gegenoffensive an. Auch ein erneuter Vorstoß auf die Hauptstadt Bagdad wäre möglich, sollte der IS weiter Boden im Norden des Landes verlieren.
Syrien: Auch in Syrien erhöht der IS nach anfänglichen Rückschlägen wieder den militärischen Druck. Nach schweren Gefechten mit regierungstreuen Truppen eroberten IS-Kämpfer den Militärflughafen Tabka. Damit hat Staatschef Baschar al-Assad die letzte Kontrolle über die Provinz Rakka im Nordosten Syriens verloren. Eine Vielzahl von Soldaten, die nach der Eroberung in die Hände der Moslemkämpfer gerieten, soll hingerichtet worden sein. Augenzeugen berichten von aufgespießten Köpfen am Flughafenareal.
Afghanistan: Die Taliban haben den ehemaligen Stützpunkt der Bundeswehr in Kundus kurzfristig erobern und ihre Flagge hissen können. Dem vorausgegangen waren tagelange Gefechte in und um Kundus. Von 2003 bis 2013 hatte die Bundeswehr hier ihren Stützpunkt in Afghanistan. Erst im vergangenen Oktober wurde dieser an afghanische Sicherheitskräfte übergeben. Die Einrichtung des Lagers kostete den deutschen Steuerzahler ungefähr 250 Millionen Euro. 25 Bundeswehrsoldaten fielen in der Region Kundus. (FA)