DAMASKUS. Syrien hat im Falle eines Angriffs durch die Vereinigten Staaten angekündigt, sich mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ zu verteidigen. Das sagte Außenminister Walid al-Muallim am Dienstag in Damaskus. Zuvor hatte bereits die halbstaatliche syrische Tageszeitung Al-Thawra in einem Kommentar versichert, ein westlicher Militäreinsatz in Syrien werde kein „Sonntagsspaziergang“ werden.
Am Dienstag war bekannt geworden, daß sich Großbritannien auf einen Kriegseinsatz in Syrien vorbereitet. Das Militär arbeite derzeit an entsprechenden Plänen, teilte die britische Regierung mit.
Die Washington Post berichtete zudem unter Berufung auf Regierungskreise, daß auch die Vereinigten Staaten einen Militärschlag gegen Syrien erwägen. Dieser solle aber nicht länger als zwei Tage dauern und sich gegen militärische Ziele der syrischen Streitkräfte richten. Wahrscheinlich ist, daß der Angriff mit Marschflugkörpern geführt wird, die von amerikanischen Kriegsschiffen im Mittelmeer verschossen werden können. Auch ein Einsatz aus der Luft ist möglich. Eine Offensive mit Bodentruppen gilt dagegen zum jetzigen Zeitpunkt als so gut wie ausgeschlossen.
Rußland und Iran warnen vor Militärschlag
Rußland warnte unterdessen dagegen vor einem vorschnellen Kriegseinsatz in Syrien. Ohne ein Mandat der Vereinten Nationen hätte ein solches Vorgehen „katastrophale Folgen“ für den gesamten Nahen Osten sowie für Nordafrika. Um so wichtiger sei in der gegenwärtigen Situation ein gemeinsamer Ansatz Rußlands und Amerikas bei der Suche nach einer friedlichen Lösung des Konflikts.
Auch der Iran, der zu den Unterstützern des syrischen Präsidenten Bashar el-Assad zählt, warnte den Westen im Falle eines Militärschlags vor unkontrollierbaren Folgen in der gesamten Region, auch außerhalb Syriens. Der Nahe Osten sei kompliziert genug und brauche keine weiteren Spannungen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Abbas Araghchi laut dem Nachrichtensender n-tv.
Bundesregierung hält sich Handlunsmöglichkeiten offen
Die Bundesregierung will sich derzeit auf ein deutsches Vorgehen in dem Konflikt nicht festlegen. Sollte sich der Einsatz von Chemiewaffen durch Assads Truppen bestätigen, müsse die Weltgemeinschaft handeln, betonte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) am Dienstag. Deutschland werde dann zu denen gehören, „die Konsequenzen für richtig halten“.
Hintergrund der sich zuspitzenden Situation in Syrien ist ein Angriff mit chemischen Kampfstoffen vergangene Woche in der Nähe von Damaskus mit mehreren hundert Toten. Während die Rebellen Präsident Assad dafür verantwortlich machen, weist dieser jegliche Verantwortung dafür zurück. Derzeit befindet sich eine Kommission der Vereinten Nationen im Land, die untersuchen soll, welche Kampfstoffe verwendet wurden und wer sie eingesetzt hat. Den Rebellen käme ein Eingreifen des Westens gelegen, da sie sich seit Monaten militärisch immer weiter in der Defensive befinden.
Die Vereinigten Staaten sowie Großbritannien und Frankreich gehen jedoch davon aus, daß Assad und nicht die Rebellen für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich ist. Daß es einen solchen Einsatz gegeben habe, sei unbestreitbar, sagte der amerikanische Außenminister John Kerry am Montag. Die Regierung von Präsident Assad habe aber alles versucht, den Einsatz zu vertuschen. „Dies ist nicht das Verhalten einer Regierung, die nichts zu verbergen hat“, unterstrich Kerry. (krk)