WIEN/BOZEN. Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) hat die Pläne Italiens, alle Kinder in Südtirol zum Lernen der italienischen Nationalhymne zu zwingen, heftig kritisiert: „Italien darf sich nicht wundern, wenn durch exakt solche Vorgehensweisen die Menschen Südtirols mehr und mehr diesem Staat, dessen Zugehörigkeit sie nie angestrebt haben beziehungsweise wollten, bald den Rücken kehren werden“, sagte Südtirol-Sprecher Werner Neubauer.
Jetzt zeige sich, daß die deutschsprachige Minderheit in Italien zu Recht eine doppelte Staatsbürgerschaft fordere, um sich vor den „Übergriffen Italiens“ zu schützen. Die Äußerungen der italienischen Botschaft in Wien, Südtiroler Kinder seien „italienische Kinder“, bezeichnete Neubauer als „Unverfrorenheit“. Er forderte die österreichische Regierung auf, die Pläne zu verhindern.
Südtiroler Parteien laufen Sturm
In dem Text der Nationalhymne „Fratelli d’Italia“ aus dem 19. Jahrhundert heißt es unter anderem:
„Der österreichische Adler
Hat schon die Federn verloren.
Das Blut Italiens,
Das Blut Polens
Hat er mit dem Kosaken getrunken.
Aber sein Herz ist verbrannt.“
Bereits zuvor hatten die Südtiroler Parteien das Vorgehen der italienischen Zentralregierung in Rom angegriffen. „Dieser Vorschlag kommt einer Bankrotterklärung der Monti-Regierung gleich“, unterstich die Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen Ulli Mair. Derartige Vorschläge habe man in Südtirol nicht nötig, sie seien zudem eine Provokation, die das Zusammenleben mit der italienischen Minderheit in der Region störe. „In Südtirol sind aber schon wir Herr im eigenen Hause und lassen uns von den Römern keine fremde Identität aufzwingen.“
Auch Lega Nord gegen das Volkslied
Auch die mit absoluter Mehrheit regierende Südtiroler Volkspartei lehnte den Vorschlag ab. Der Vorstoß der Kommission für Verfassungsangelegenheiten sei „schlichtweg absurd“, kritisierte der Parteivorsitzende Richard Theiner. Ähnlich äußerten sich auch die beiden kleinen Parteien Bürger Union und Süd-Tiroler Freiheit.
Unterstützung bekamen sie dabei vom Chef der rechten Lega Nord, Umberto Bossi. Dieser sagte, er hoffe, daß seine Kinder dieses Lied niemals singen müßten. Bossis Partei tritt für eine Unabhängigkeit der norditalienischen Regionen ein und hat in den vergangenen Jahren auch versucht, die Südtiroler für seine Partei zu gewinnen.
Hintergrund ist ein Gesetzesvorhaben der von Linken und Rechten Parteien geduldeten Regierung des parteilosen Ministerpräsidenten Mario Monti. Dieser will das Singen und Erlernen der umstrittene Hymne zur Pflicht für alle Kinder in Italien machen, um so das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. (ho)
In der aktuellen Ausgabe (13/12) berichtet die JUNGE FREIHEIT über die Lage in Südtirol und die Diskussionen um eine eigene Verfassung.