KAIRO. In Ägypten ist erneut eine koptische Gemeinde von aufgebrachten Moslems überfallen worden. Auslöser war das Gerücht, die Christen würden in der im Nordwesten des Landes gelegenen Stadt Marsa Matruh eine Kirche bauen. Laut Bischof Bedschemi habe der örtliche Imam, Scheich Khamees, zu einem antichristlichen Pogrom aufgerufen. „Wir dulden keine christliche Präsenz in unseren Regionen“, zitiert die christliche Nachrichtenagentur Zenit den islamischen Prediger.
Daraufhin habe nach dem Freitagsgebet ein Mob von rund dreitausend Moslems die vierhundert Mitglieder starke Gemeinde angegriffen, die gerade zum Gebet versammelt war. Dabei wurden dreißig Menschen verletzt, neun Gebäude und mehrere Fahrzeuge angezündet, wie das Schweizer Fernsehen berichtete. Die Unruhen dauerten zehn Stunden, bevor Sicherheitskräfte die Menge mit Tränengas zerstreute. Ein Dutzend Moslems und Christen wurde verhaftet.
Lage seit Anschlag im Januar angespannt
Ungefähr zehn Prozent der Ägypter sind koptische Christen, die als religiöse Minderheit zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Die Lage gilt momentan als angespannt, nachdem bei einem Anschlag in Nag Hamadi im Januar sechs Christen und ein muslimischer Schutzmann erschossen wurden. Koptische Geistliche kritisierten die Regierung und warfen ihr vor, Christen als Sündenbock für eigenes politisches Versagen zu benutzen. (FA)