LONDON. Die Entscheidung der britischen Rundfunkanstalt BBC, die rechtsradikale British National Party (BNP) in der renommierten Politiksendung „Question Time“ auftreten zu lassen, hat eine Kontroverse bei anderen Parteien ausgelöst. Bisher war es insbesondere bei der regierenden Labour-Partei üblich, Diskussionsveranstaltungen mit einem BNP-Politiker nicht zu besuchen. „Question Time“ hat durchschnittlich vier Millionen Zuschauer.
Der Sender begründete die Entscheidung mit dem überraschend erfolgreichen Abschneiden der Partei während der Europawahl, bei der die BNP zwei Abgeordnetensitze gewann. „Die BBC ist dazu verpflichtet, alle registrierten politischen Parteien, die innerhalb des Gesetzes stehen, überparteilich zu behandeln“, erklärte eine Sprecherin des Senders. Nach der Europawahl habe die BNP ihre Relevanz „für die Wählerschaft auf nationaler Ebene unter Beweis gestellt“.
„Großbritannien sollte Sache des britischen Volks sein“
Auch wenn noch keine offizielle Einladung an Parteichef Nick Griffin erfolgte, zeigte sich ein Sprecher der BNP erfreut. In der Vergangenheit sei ein guter Teil der Sendung Angriffen auf die BNP gewidmet gewesen. So sei es „zu begrüßen, wenn uns erlaubt wird, uns zu verteidigen“. Griffin hatte in einem Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT das Motto der BNP beschrieben: „Großbritannien sollte Sache des britischen Volks sein.“
Während ein Labour-Sprecher bekanntgab, daß man die bisherige Politik des BNP-Boykotts überdenke, kündigte die Konservative Partei (Tories) bereits an, ein Mitglied zur Diskussion zu entsenden. Auch die Liberaldemokraten wollen sich an der Veranstaltung mit der BNP beteiligen und ihr „Bestes geben, um energisch gegen sie zu argumentieren und ihre Unterstützung auszuschalten“. (FA)