Der Deutsche Marinebund (DMB), vor zwei Jahren unrühmlich ins Licht der Öffentlichkeit geraten, als er das ihm gehörende Marine-Ehrenmal in Laboe in Schleswig-Holstein als Spielstätte für die Oper „Nabucco“ freigab, hat sich seitdem merklich zurückgehalten. Die Diskussion innerhalb des Marinebundes, aber auch beim Ehemaligenverband Marine-Offizier-Vereinigung über den Mißbrauch der Gefallenen-Gedenkstätte war heftig, wie man nicht nur den Veröffentlichungen in den Verbandzeitschriften entnehmen konnte.
Nun hat der DMB ein neues Programm mit kulturellen Veranstaltungen am Ehrenmal veröffentlicht. Diesmal wird nicht allein wie vor zwei Jahren argumentiert, daß man Geld brauche für die Erhaltung des Marine-Ehrenmals, sondern man will durch die Veranstaltungen das Laboer Ehrenmal stärker „in den Mittelpunkt rücken“, um mehr Besucher zu gewinnen.
Die früheren Behauptungen, die Einnahmen hätten in der Vergangenheit nicht ausgereicht, um das Ehrenmal zu unterhalten, haben sich inzwischen relativiert, seit in der gemeinsamen Mitgliederversammlung 2008 der Marine-Offizier-Vereinigung und Marine-Offiziershilfe öffentlich bekannt wurde, daß der Deutsche Marinebund einen großen, wenn nicht den größten Teil der Einnahmen aus Eintrittsgeldern nicht etwa zur Erhaltung des Ehrenmals verwendet, sondern damit seine Geschäftsstelle ausgebaut und dabei sogar gegen die eigene Satzung verstoßen hat.
Die Programmvorschau zeigt deutlich die Rückkehr zur Seriosität. So bietet ein Konzert des Marinemusikkorps Ostsee am Ehrenmal eine „Zeitreise durch die Geschichte der Militärmusik“ . Am 23. Juni sollen im Innenhof des Ehrenmals 800 Marinesoldaten der Marineunteroffiziersschule Plön antreten anläßlich der Übergabe der Auszeichnung „Bester Bootsmann 2009“.
Für den 3. September wird angekündigt, worauf viele schon seit Jahren gewartet haben: Im Innenhof des Ehrenmals sollen junge Soldaten der Deutschen Marine vereidigt werden. Verteidigungsmister Franz Josef Jung (CDU) habe sein Kommen angekündigt. Im Ehrenmal werden bis zum 30. September zudem Gemälde des renommierten Marine-Malers Friedrich Möllers, in der Marine bekannt als „Paul Senkblei“, ausgestellt. Und am 18. Juni beginnt eine Fotoausstellung „Männer und das Meer“ der Pinneberger Fotografin Kathrin Wahrendorff. Die Ausstellung läuft bis zum 31. August dieses Jahres.
Erfreulicherweise fehlen Klamaukveranstaltungen wie vor zwei Jahren, als auf dem Dach der Gedenkhalle die Oper „Nabucco“ aufgeführt wurde und das Publikum, wie die Kieler Nachrichten berichteten, „kaum noch zu bremsen“ war: „Es hat mitgesungen, mitgepfiffen und mitgeschunkelt“, kurz: sich verhalten, wie man es eigentlich in einer Gefallenengedenkstätte nicht erwartet.
So haben die Veröffentlichung der zunächst unter der Decke gehaltenen Planungen des Deutschen Marinebundes, nicht zuletzt in der JUNGEN FREIHEIT (JF 34/07), und die dadurch ausgelösten auch verbandsinternen Diskussionen geholfen, die geschmacklichen Entgleisungen und das würdelose Gebaren einiger Vereinsfunktionäre zu korrigieren. Übrig bleibt die peinliche Umwidmung dieses einmal von der Bevölkerung finanzierten Ehrenmals für die gefallenen deutschen Marinesoldaten in eine internationale „Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen. Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf allen Meeren.“
Die Ironie der Geschichte will es, daß darin das ehrende Gedenken an jene somalischen Seeräuber eingeschlossen ist, die derzeit auch von der Deutschen Marine gejagt werden, wobei immer wieder einige von ihnen auf der Strecke bleiben. Die an der Piratenjagd beteiligten Kriegsschiffe können anschließend in Laboe einen Kranz „für die auf See Gebliebenen“ niederlegen, um ihren „Machtmißbrauch“ – ein in einem im Marineehrenmal anläßlich einer Ausstellung 2008 verteilten Prospekt verwendeter Begriff für jede kriegerische Handlung – zu sühnen.
Ende Mai erschien unterdessen eine Delegation der Linkspartei am Ehrenmal. Wohl in der Annahme, daß dessen Sinn jetzt nach Belieben weiter manipuliert werden kann, wollte sie einen überdimensionalen, mit roter Schleife verzierten Kranz niederlegen, um der Deserteure der deutschen Wehrmacht zu gedenken. Gleichzeitig wollte die Linkspartei damit gegen das geplante Gelöbnis junger Rekruten protestieren. Der Historiker des DMB, Jann Witt, der gerade damit beschäftigt war, die Historische Halle des Ehrenmals in politisch korrektem Sinne umzugestalten, verwehrte ihnen den Zutritt mit der Begründung, das Ehrenmal sei dem Gedenken an die auf See Gebliebenen aller Nationen gewidmet.
Inzwischen hat die Marine mitgeteilt, das Gelöbnis auf dem Gelände des Ehrenmals sei „aus Kostengründen“ abgesagt worden.
Foto: „U 995“ vor dem Ehrenmal in Laboe: Rückkehr zur Seriosität