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„Ausgesprochene Banalität“

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„Ausgesprochene Banalität“

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In Kuba herrscht ein totalitäres Regime“, erklärte der tschechische Ex-Außenminister Cyril Svoboda vorige Woche bei seiner Rückkehr von einer informellen Reise auf die Karibikinsel. „Alles erinnerte mich an die Zeit des Kommunismus bei uns. Ich glaube aber, daß es bei uns sogar noch ein wenig freier war als heute in Kuba.“ Und da sich der 52jährige Chef der Christdemokraten (KDU-ČSL) dabei wohl auf die achtziger Jahre bezog, dürfte er nicht übertrieben haben – da hatten die Regime in Prag oder Ost-Berlin beispielsweise den Kampf gegen den Empfang von „Westsendern“ längst eingestellt.

Das KP-Regime unter Raúl Castro scheint diese Front nicht aufgeben zu wollen und hat daher eine Kampagne gegen heimlich errichtete Parabolantennen gestartet. Mit denen empfangen nämlich die Kubaner Fernsehsendungen aus dem nahen Miami. Eingeschmuggelte Satellitenspiegel und die dazugehörige Ausrüstung werden rigoros beschlagnahmt. Dem kubanischen Zoll sollen seit Beginn dieses Jahres bereits 150 solche Geräte in die Hände gefallen sein. Dies führte auch zu ausgedehnten Razzien hauptsächlich in der Hauptstadt Havanna. Immer wieder schwärmten und schwärmen Polizeieinheiten aus, um die Dächer von Wohngebäuden nach illegal installierten Antennen abzusuchen.

Das KP-Organ Granma begleitete die Kampagne publizistisch, indem es die „ausgesprochene Banalität“ der exilkubanischen Sender geißelte, die „nicht zur nationalen Identität Kubas“ passe. Die Geduld, tatenlos mit anzusehen, wie einige ausländische TV-Kanäle ihr „Gift“ verspritzen, sei nun erschöpft. Es könne nicht länger akzeptiert werden, daß „sie die kubanische Realität verdrehen, Verwirrung stiften, Unzufriedenheit und Pessimismus in der Bevölkerung anheizen“, schrieb das Blatt.

„Der einzige Nutznießer ist das Imperium, das seinen Appetit nach Betrug und Vorherrschaft stillt“ – sprich die USA. Vor allem die Sender Direct TV und Dish mit ihren spanischsprachigen Programmen sind den kubanischen Behörden ein Dorn im Auge. Hinzu kommt das Angebot von TV Martí, das von der US-Regierung finanziert und auch in anderen lateinamerikanischen Ländern gern gesehen wird.

Neben dem Hunger nach unzensierten Nachrichten treibt vor allem die Ödnis der kubanischen Staatssender die Bevölkerung dazu, beim Fernsehen umzuschalten. „Sich eine Parabolantenne anzuschaffen und nach Florida auszurichten, ist die einzige Möglichkeit, den heimischen Programmen zu entkommen, die uns mit reiner Ideologie bestrafen wollen“, erklärte ein aus Angst vor Repressalien anonym bleibender Universitätsangestellter kürzlich der spanischen Zeitung El País.

In der Tat – wer die Möglichkeit besitzt, Cubavisión oder die drei anderen Fernsehsender der Insel zu sehen, ist erschüttert über die Qualität des Angebots. Neben der politischen Einseitigkeit, die mit einer scharfen Zensur sichergestellt wird, sind es vor allem Phantasielosigkeit und Tristesse, die über den Bildschirm flimmern. Überall spürt man, daß allenthalben gespart werden muß. Selbst die endlosen Seifenopern, die sich in Lateinamerika großer Beliebtheit erfreuen, können an dem Desaster nichts ändern. Voriges Jahr liefen Schriftsteller und Künstler anläßlich eines offiziellen Treffens Sturm gegen die Zumutungen des kubanischen Fernsehens und forderten mit barschen Worten eine durchgreifende Qualitätsverbesserung.

Viele Kubaner finden – gewitzt durch die jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit einer Diktatur – dennoch Schlupflöcher. Immer wieder gelingt es cleveren Geschäftemachern, Polizei und Zoll zu bestechen und so Parabolantennen ins Land zu schmuggeln. Eine solche Anlage wird auf der Insel mit umgerechnet rund 700 Euro gehandelt – einem mehrfachen Monatslohn. Die Spiegel werden aus Angst vor der Polizei dann in leeren Wassertanks versteckt, mit Farngräsern unsichtbar gemacht oder mit tropischen Früchten zugedeckt. Inzwischen hat sich hierzu ein regelrechter Geschäftszweig entwickelt. Die monatliche Service-Leistung, die klandestinen Antennen zu warten, beläuft sich auf 30 Euro. In einigen Vierteln Havannas sind die Besitzer von Parabolantennen dazu übergegangen, ihren Nachbarn einen Kabelanschluß zu ermöglichen. Der Preis: zehn Dollar pro Monat. Über 20 Abonnenten umfaßt bisweilen ein derartiges Netz. Besonders Vorsichtige verlegen die Kabel unter der Erde, damit sie von der Polizei nicht entdeckt werden.

Wer dennoch erwischt wird, muß bislang zwar nicht ins Gefängnis, aber mit einer Geldstrafe rechnen. Die illegale Einfuhr einer Parabolanlage wird mit einem Bußgeld von 500 Pesos belegt, was etwa 370 Euro entspricht – und das technische Gerät kassiert natürlich der Staat.

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