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Kulturpessimismus allein reicht nicht

Kulturpessimismus allein reicht nicht

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Kulturpessimismus allein reicht nicht

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Die Zukunftsfähigkeit unserer derzeitigen Art zu leben und zu wirtschaften steht auf der Kippe. Angesichts der weltweiten Finanzkrise und der deutlichen Verknappung der Energie bekommt die Frage „Wie wollen wir morgen leben?“ ein neues Gewicht. Doch welche Antworten darauf lassen sich aus konservativer Perspektive geben? Dieser Frage widmete sich jetzt der scheidende bayerische Landtagspräsident Alois Glück (CSU) in einem Vortrag in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin. Glück erinnerte an frühe Diskussionen über die Grenzen des Wirtschaftswachstums Anfang der siebziger Jahre. Damals geriet erstmals die großflächige Zerstörung der natürlichen Umwelt als Folge der periodischen Steigerung der Güterproduktion in das Bewußtsein größerer Bevölkerungskreise. Ein Ergebnis der Debatten war die Gründung des bayerischen Umweltministeriums im Jahr 1970, welches auch international Vorbildcharakter hatte. Auch die Geburt der Ökologiebewegung wurde noch stark von Konservativen — namentlich von Herbert Gruhl — geprägt. Doch die tatsächliche Bedeutung wurde damals insbesondere von der CDU deutlich unterschätzt. So wurde das Thema mit der Entstehung der Grünen über lange Jahre zur linken Domäne.   Kaum war die Ölkrise der siebziger Jahre überwunden, traten die Grenzen des Wohlstandswachstums wieder in den Hintergrund. Mittlerweile, so Glück weiter, legten die demographische Entwicklung und Folgen der Globalisierung wesentliche Fehler der Vergangenheit deutlich bloß. Den letzten Fingerzeig dafür lieferten die politischen und kulturellen Auseinandersetzungen mit dem Islam. Diese Konflikte verdeutlichten die Erosion von westlichen Werten und Identität. In diesem Sinne stelle der jüngste Zusammenbruch der amerikanischen Banken keineswegs nur eine ökonomische Frage dar. Vielmehr offenbare sich darin ebenso eine deutliche Krise der bisherigen Lebensphilosophie des Westens, sagte Glück. Eine wesentliche Grundlage, um auf diese Herausforderungen angemessene Antworten zu finden, sei die Entwicklung zukunftsfähiger Kultur. Im Mittelpunkt dieser Kultur müßten laut Glück im Unterschied zu heute die elementaren Interessen der nachwachsenden Generationen stehen. Denn zur Zeit hätten immer noch die Wünsche der Erwachsenen Vorrang.   Einen weiteren wesentlichen Bestandteil der neuen Kultur müsse eine kritische Bestandsaufnahme bilden, welche Güter elementar wichtig blieben und welche zwar kurzfristige Anreize böten, aber letztlich doch entbehrlich seien. In diesem Zusammenhang könne eine Differenzierung zwischen Lebensstandard und Lebensqualität helfen. Zunächst sei es aber wichtig, sich endgültig von dem Glauben zu verabschieden, daß eine starke Ökonomie und hoher materieller Wohlstand automatisch zu einer besseren Welt führten. Die wirtschaftliche Elite der westlichen Staaten müsse sich statt an Börsenkursen und -kennziffern deutlicher an ihrem Status als gesellschaftliche Verantwortungselite messen lassen, forderte Glück. Nur auf diesem Wege sei der Bevölkerung wieder zu vermitteln, daß die Wahrnehmung von Verantwortung für die eigene Person immer auch die Verantwortung für Mitmenschen, Gemeinwesen und die kommenden Generationen einschließen müsse. Freilich reichen Werte allein nicht aus, um die wirtschaftliche Zukunft zu meistern, betonte Glück. Da die Innovationskraft einer Gesellschaft das wichtigste Maß für ihre Zukunftsfähigkeit sei, werde insbesondere den Naturwissenschaften eine noch größere Bedeutung zukommen. Schon daher müsse der Schwerpunkt des Konservativismus auf der Gestaltungskraft liegen und nicht in bloßem Kulturpessimismus oder dem Versuch, die heutigen Prozesse lediglich zu entschleunigen. Um so wichtiger sei es, die richtige Verbindung zwischen Dynamik und Mobilität zu finden.

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