In einer nahezu wertelosen Gesellschaft greift seit neuestem die Diskussion über Ethik und Religion immer mehr Raum. Nun interessieren sich nicht nur Pädagogen, sondern zunehmend auch Geschäftsleute für Werte und einen ethischen Führungsstil. So kamen vergangene Woche zirka 3.500 Unternehmer zum fünften Kongreß Christlicher Führungskräfte nach Leipzig. Unter ihnen waren namhafte Referenten wie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber, die Unternehmer Heinrich Deichmann und Christiane Underberg sowie der TV-Journalist Peter Hahne. Seit 1999 wird die Tagung alle zwei Jahre von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea und der Firma Tempus-Zeitplansysteme organisiert. Zum ersten Mal waren in diesem Jahr auch zahlreiche Gäste aus dem Ausland dabei, etwa aus China und den Vereinigten Staaten. Den Sinn des Kongresses sehen die Veranstalter darin, zu zeigen, daß auch die Wirtschaft, die oft als wertefreier Raum gilt, ethisch funktionieren kann. Heute wachse die Versuchung, ständig im Fokus auf den eigenen Vorteil unmoralisch zu handeln. Dagegen setze man das Motto: „Mit Werten in Führung gehen“. „Europa braucht betende Bosse“, dieses Fazit zog Kongreßleiter, Pastor Horst Marquardt. Die Rekordteilnehmerzahl der diesjährigen Veranstaltung sei seiner Meinung nach ein Indiz dafür, daß die Rückbesinnung auf Werte Konjunktur habe. Darüber solle aber nicht nur unverbindlich und allgemein diskutiert werden: „Werte haben einen Namen – Jesus Christus. An seinem Leben und an seiner Botschaft macht sich fest, daß Werte nur in der Verbindung mit Gott Bestand haben“, sagte Marquardt. Bundestagspräsident Lammert vertrat ebenfalls die Auffassung, daß Werte zwar wieder Konjunktur hätten, aber die öffentliche Debatte sei in den vergangenen Jahren mut- und lustlos geführt worden. Sie sei vom Bekenntnis vieler Intellektueller zur Multikulturalität und zum interreligiösen Dialog geprägt gewesen, habe aber vermieden, sich auf einen Standpunkt festzulegen. Dies sei jedoch Voraussetzung für einen Dialog. Das Ansehen des Westens habe massiv gelitten, weil der Eindruck entstand, daß man nicht mehr zu eigenen Überzeugungen stehe. Neben den Referaten, Seminaren und Diskussionsforen präsentierten sich auch etwa 220 Organisationen, Firmen und Initiativen. Am Donnerstagabend wurde zusätzlich der „Preis christlicher Führungskräfte“ verliehen. Preisträger waren Petra Pientka (Autohaus Nolte, Iserlohn) und Tobias Merckle (Jugendhof Seehaus, Leonberg). Mit dem Preis würdigt der Kongreß das Engagement von Unternehmern, die „innovativ und glaubwürdig ein Unternehmen führen und jünger als vierzig Jahre alt sind“. Kontakt: www.christlicher-kongress.de