N eben staatstragenden Aufgaben wie der Auflösung des Bundestages oder dem nachträglichen Bestätigen dieses vom SPD-Vorstand beschlossenen Schrittes hat der Bundespräsident auch noch weniger spektakuläre Verpflichtungen. Ähnlich vielen kommunalen Repräsentanten würdigt er die ältesten seiner Bürger an runden Geburtstagen durch Grußadressen. Natürlich muß Horst Köhler als Erster Mann Deutschlands höhere Maßstäbe anlegen als ein Ortsbürgermeister, der schon einmal zum 90. Geburtstag vorstellig wird. So leistete Köhler der 1895 geborenen ältesten Deutschen am vergangenen Dienstag in Berlin selbstverständlich seine Reverenz. Auch alle Hundertjährigen dürfen sich auf Post aus dem Bundespräsidialamt freuen – immerhin 3.118 Jubilare zwischen Ahlbeck und Lörrach, was im Schnitt täglich acht bis neun unterschriebene Glückwünsche bedeutet. Erst ab 105 Jahren wird der Kreis der Jubilare merklich überschaubarer (105 Jahre: 156; 106jährige: 22; 107jährige, 13 bzw. fünf Deutsche, die 108 oder gar 109 Jahre alt werden). Nicht allein deshalb wurde schon 1995 unter Bundespräsident Roman Herzog dazu übergegangen, die jährlichen Gratulationsschreiben neben den Hundertjährigen auf diesen Kreis zu begrenzen. Ansonsten bliebe in unserer immer älter werdenden Republik kaum noch Zeit für die „rechts- und verfassungswahrende Kontrollfunktion“.